Sally
durch England in die Highlands
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Sally und der Fluch der Karibik
Liebe Leserinnen und Leser des Daily Sallygraph,
ich gebe zu, die Überschrift war kontrovers.
Bekanntlich fahren wir nach Schottland und Herrchen meinte, wenn er sich den Wetterbericht für Inverness anschaut, könnte man eher vom Fluch der Antarktis sprechen. Aber ich habe dann gesagt, man könne schon bei der Bildzeitung sehen, dass eine reißerische Überschrift die halbe Miete ist.
Diese schäbigen Halunken wolle ich mir doch wohl nicht als Vorbild nehmen, hat Herrchen gesagt.
Aber schließlich bin ich als Chefredakteurin für die Verkaufszahlen verantwortlich. Mit einem „Basta“ war die Sache erledigt.
Dabei hat mich Herrchen erst auf diesen Titel gebracht. Wir hatten nämlich noch nie eine Reise, bei der soviel schiefgelaufen ist. Herrchen sagte, wenn er an sowas glauben würde, würde er sagen, dass auf dieser Reise ein Fluch lastet.
Fluch, was für ein Aufmacher!
Folgendes ist geschehen:
Erst kamen wir aus Süddeutschland zurück und der Wintergarten war undicht. Die schweineteure Reparatur musste organisiert werden, weitere andere Handwerker taperten durch die Wohnung und Frauchen musste ihre Steuern machen, was sowieso zuverlässig für schlechte Laune sorgt.
Dann stellte sie noch fest, dass viel Geld auf unserem Urlaubskonto fehlte, weil mehrere Auftraggeber seit Monaten Rechnungen nicht bezahlt hatten. Würde es eine Reise bei Wasser und Brot?
Das war der Augenblick, wo ich beschloss, einen Krankenschein zu nehmen.
Ich bin nicht mehr gelaufen, bekam Diarrhoe und habe Frauchens Leckerlis verschmäht und nur noch die von Jochen und Martina genommen. Bis heute wissen sie nicht, ob ich unpässlich war oder nur eine Futterumstellung erzwingen wollte. Und das bliebt auch mein Geheimnis! Die Beiden waren ja ohnehin schon auf 180 und haben mich gleich zum Tierarzt geschleppt. Der hat mir eine Spritze gegeben und ehe mir das noch einmal passiert, ging es mir natürlich am nächsten Tag wieder gut.
Herrchen hat dann noch einen Routinetermin beim Zahnarzt gemacht. Es ist ja schon mutig für einen Hypochonder, in ein Land ohne funktionierendes Gesundheitssystem zu fahren. Aber zumindest da wollte er sicher gehen. Ich erspare Euch die schmutzigen Details, aber „sicher gehen “ bedeutete in diesem Fall: zwei Zähne gezogen! Ich meine, in England ziehen sich die Leute ihre Zähne teilweise schon selber, aber dafür ist er handwerklich nicht geschickt genug.
Die nächsten Tage: Weiches Futter für Alle! Wir sind jetzt sozusagen mit einem zahllosen Tiger unterwegs. Ich habe Herrchen vorgeschlagen, sein Essen vorzukauen, aber er sagt, er befürchte, ich schlucke es runter. Ich würde sagen, kommt drauf an…
Kurz vor der Abfahrt stellte unser Freund Reinhold dann noch fest, dass wir mit dem Ölwechsel für das Wohnmobil mehr als 20000 km im Rückstand waren. Wir danken unserer Werkstatt auf Knien, dass sie es trotz Osterurlaub noch möglich gemacht hat.
Schließlich sind wir dann auf unserem Lieblingscampingplatz in Escalles bei Calais angekommen, die Sonne schien, Frauchen und ich strebten sofort zum Strand, wir haben durchgeatmet und Frauchen hat wie wild fotografiert und natürlich (ratet mal:) vor allem den Sonnenuntergang. Abends gab es dann Moules Frites und Seeteufel mit Anis im Restaurant. Beides für meinen Geschmack sehr gut.
Die Euphorie hielt genau bis zum nächsten Morgen…
Da heizte nämlich plötzlich die Heizung nicht mehr, was für einen Urlaub in den schottischen Highlands etwas blöd ist. Ich schlafe ja im Pelzmantel, aber die? Also auf zu den örtlichen Reparaturwerkstätten. Dort schickten sie uns von Pontius zu Pilatus. Und entweder war Montags geschlossen oder an Gas gehen sie nicht ran. Kennt ihr lange Gesichter? Zwei könnte ich anbieten.
Ohnehin hatte uns unsere Werkstatt vor den Franzosen gewarnt und gesagt, die lamentieren nur, dass könnten die Engländer besser. Zitat: „Wer einen Landrover reparieren kann, kann auch das!“
Schließlich hat Herrchen eine Servicestation der Heizungsfirma in Dover gefunden und da haben wir morgen einen Termin.
Sie sind dann erst einmal zu einem riesigen Supermarkt gefahren und haben ein paar Frust-Gourmetkäufe gemacht. Mich haben sie vergessen, obwohl: Jambon persille‘, Entenpastete und Tarte au Citron esse ich auch.
Danach zum Strand.
Von diesem Trip sind Frauchens Schlechtwetterfotos. Herrchen hat sich dann noch den Wetterbericht von Inverness angesehen: nächste Woche nachts Frost. Frust! Da wollen wir mal hoffen, dass das mit der Heizung auch wirklich so klappt… Frauchen hat wohl sofort angefangen, mit den Zähnen zu klappern. Jedenfalls ist ihr danach ein Stück vom Schneidezahn abgebrochen und es war tatsächlich kurzfristig von Umkehren die Rede. Aber inzwischen sind wir auf der Fähre nach Dover.
Ob der Fluch noch einmal zuschlägt oder alles gut geht, erfahrt ihr in den nächsten Ausgaben des Daily Sallygraph
Many Greetings
Editor-in-Chief Sally and Staff
Sally und der Fluch der Karibik, Teil 2
Liebe Leserinnen und Leser des Daily Sallygraph,
die Ihr gebannt an Euren Empfangsgeräten sitzt, es geht weiter:
Textredakteur Herrchen meinte ja, ich solle den Quatsch mit dem Fluch erst mal sein lassen, er fände das Ganze überhaupt nicht mehr lustig.
Ich glaube, er ist sich nicht klar darüber, dass er eine Abmahnung riskiert. Der Daily Sallygraph wird unverbrüchlich alles berichten, auch wenn es weh tut.
Jonny Depp hat es auf fünf Folgen gebracht, mal sehen, wie weit wir kommen. Aber der Reihe nach, nur die wichtigsten Grundzüge, viele weitere Einzelheiten ersparen wir Euch…
Wir sind also auf diese Fähre gerumpelt, die haben sich in die Sessel gefletzt und ich musste auf das Wohnmobil aufpassen.
Danach musste Frauchen aufpassen, dass Herrchen auch zuverlässig auf der falschen Seite fährt. Mit vereinten Kräften haben sie es geschafft.
Nach der Ankunft in Folkstone haben wir am Strand die ersten Engländer mit gestörtem Temperaturempfinden gesehen. Es war 7 Grad und wir waren wettergemäß gekleidet. Ich hatte meinen Wintermantel an, Frauchen und Herrchen dicke Jacken. Normal oder?
Am Strand modelte eine Frau bauchfrei, ein Typ ging tatsächlich schwimmen ( Wassertemperatur 9,2 Grad). Zu seiner Entlastung kann man zumindest sagen: er trug Socken und Handschuhe. Und nach 10 Minuten war er wieder draußen, die Mimose. Dann kam aber doch noch einer mit Pelz, so eine Art Wolf. Aber da hat uns schon gar nichts mehr gewundert. Ich habe freundlich gegrüßt und bin dann schnell abgehauen.
Wir haben noch eine Runde in der Stadt gedreht. Folkstone ist bunt und schnuckelig. Und es gibt sogar Läden, wo nur Hunde rein dürfen. Wir sind dann früh ins Bett, weil am nächsten Morgen ja die Heizung repariert werden sollte.
Morgens über seeehr schmale Straßen zur Werkstatt. Alan hat uns freundlich empfangen. Während der Arbeiten haben wir viele Runden im Viertel gedreht und waren sehr überrascht, wie heruntergekommen und vermüllt dort alles war.
Alans Werkstatt dagegen war tippitoppi. Er meinte schließlich, es läge bei unserer nicht funktionierenden Heizung an der Aufbaubatterie und die hat er ausgetauscht.
Und jetzt kommt’s: Herrchen hatte in der Zwischenzeit festgestellt, dass nicht nur er und Frauchen was an den Zähnen haben, sondern jetzt auch noch das Wohnmobil.
Bin ich die Nächste? Putzt er dem WoMo regelmäßig die Zähne? Woher weiß er das?
Mir lasse ich die Zähne nicht putzen! Wer weiß, was Herrchen dann noch alles sieht?
Also, unserer WoMo hatte es jetzt auch an den Zähnen und Alan hat uns einen Zahnklempner für’s WoMo empfohlen. Herrchen hat dann Terry angerufen und der sagte, sein Sohn könne den Zahnriemen morgen wechseln. Drei Rückrufe wegen der Fahrzeugdaten. Herrchen wollte den Hubraum noch in Gallonen umrechnen, bevor er spitzgekriegt hat, dass der Liter inzwischen auch in England angekommen ist. Schließlich alles geregelt. Wie schön! Campingplatz um einen Tag verlängert.
Entspannung!
Nachmittags Anruf von Terry. Sein Sohn wäre heute nicht fertig geworden, müsse morgen woanders arbeiten. Hat Herrchen Telefonnummern von anderen Werkstätten gegeben. Herrchen hat überall angerufen, keiner hatte Zeit.
Entspannung erledigt.
Frauchen wollte nur noch nach Hause. Plan B: Terry die Ohren vollheulen. Er sagt: „Vielleicht übermorgen.“ Dann kam Plan C: Schmiergeld! SMS an Terry, wenn es klappt, legen wir 200 Pfund drauf. Soviel ist uns unser Urlaub wert! Eine Minute später Anruf. Termin morgen in Ashford. Terry’s Sohn hat sich ganz schnell freigeschaufelt.
Money makes the World go round…Entspannung.
Abends gemütliches Essen, Heizung angestellt. Und ihr glaubt es nicht, kurz danach: Heizung wieder aus. Same procedure as yesterday. Es war wohl nicht die Batterie! Frauchen sagte, wir hätten doch den elektrischen Heizwürfel, den Andreas hat, kaufen sollen.
Entspannung wieder futsch!
Im nächsten Morgengrauen (doppelte Bedeutung) nach Ashford, wo wir Schwierigkeiten hatten, die Hinterhofwerkstatt zu finden. Wir haben Terry vertrauensvoll unser WoMo überlassen und er hat uns nach Ashford gebracht, das wir sonst nie kennen gelernt hätten. Dort hatten wir ein pseudoitalienisches Frühstück und dann ging es zur Bank. Mal eben Geld abheben. Kreditkarte war nicht möglich.
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Aber die Automaten wollten das Geld nicht ausspucken. Erster Versuch 1000 Pfund. Der Automat sagt, ist über dem Limit von 800 Pfund. 2. Versuch: 800 Pfund. Automat sagt, kann nichts mehr abgehoben werden. Erst nach einem Anruf bei der Bank wurde klar, Tageslimit ca. 450 Pfund bei Kreditkarten. Mit einer weiteren Kreditkarte und Bankkarte ging es dann schließlich. Geld in der Tasche.
Ab zum gigantischen internationalen Outletcenter von Ashford. Frauchen hat sich tatsächlich nichts gekauft, obwohl das Angebot absolut riesig war. Lediglich ein britisches Regencape für den sonnenverwöhnten italienischen Wasserhund wurde in Erwägung gezogen. Aber die Penner hatten nichts in meiner Größe. Dann hat uns Terry abgeholt und er hat uns noch einen Heizlüfter fürs Wohnmobil geschenkt. Und dann sind wir mit dem Wohnmobil mit dem neuen Gebiss zurückgefahren.
Apropos, die Rostbilder die Frauchen gemacht hat, stammen hoffentlich nicht von unserem WoMo.
Liebe Leserinnen und Leser, wie es weitergeht, erfahrt Ihr in der neuen Ausgabe des Daily Sallygraph mit dem Titel: Fluch der Karibik Teil 3
Yours sincerely
Eure Sally (mit noch intaktem Gebiss) und die beiden Bruchpiloten
PS: Falls ihr einmal das Bedürfnis habt Euch zu wälzen: Englischer Rasen ist einfach der beste!
Sally und der Fluch der Karibik, Teil 3
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,
in der letzten Ausgabe des Daily Sallygraph haben wir berichtet, dass jetzt endlich alles in Butter war. Ihr werdet Euch fragen: War wirklich alles in Butter? Konnte diese sagenhafte Pechsträhne wirklich zu Ende sein?
Nun, zunächst sah es wirklich so aus. Terrys Heizlüfter machte die Bude wirklich zuverlässig knallewarm und wir hatten eine Campingplatzbuchung in York für einen Tag, mit der Option, zu verlängern, wenn etwas frei würde.
Frohgemut fuhren wir morgens los. Als erstes funktionierten die Verkehrsmeldungen unseres Navis nicht mehr, was Frauchen nicht so sehr störte. Sie sagte, sie werde ohnehin einen Teufel tun, sich von dem Ding wieder über eine blöde Single Road schicken zu lassen. Da habe ihr die Fahrt zu Alans Werkstatt schon völlig gereicht. Anders Herrchen, der fingerte während der Fahrt ständig an dem Ding herum, um ihm doch noch ein Funksignal zu entlocken.
Irgendwann gab er auf und es hätte eine nette ruhige Fahrt werden können, wenn nicht auf einmal diese rote blinkende Öllampe auf dem Display gewesen wäre. Herrchen rief irgendwas, ich weiß nicht mehr genau was, aber es könnte durchaus ein lautes „Scheiße!!!“ gewesen sein. Auch Frauchens Gesichtszüge entgleisten.
An der nächsten Autobahnausfahrt sind wir raus. Herrchen hat den Ölstand überprüft, der war aber in Ordnung. Dann hat er erst einmal mit zitternden Fingern die Bedienungsanleitung durchgeblättert. Das Ergebnis war einigermaßen verblüffend. Öl schlecht, Ölwechsel angesagt.
Nun hatten wir aber bekanntlich 2 Tage vor der Abfahrt gerade einen Ölwechsel. Wie schnell kann Öl schlecht werden? Überhitzung durch Raserei? Teures Salatöl eingefüllt? Jetzt erstmal der tägliche Anruf bei der Werkstatt in Deutschland. Problem geschildert. Kurze Unterbrechung, dann hörte man ein lautes Lachen. Wir hoffen es galt nicht uns.
Ergebnis: Wenn das Öl neu ist, muss nur ein Reset der Anzeige gemacht werden. Wir haben dann noch Terry angerufen, der sagte, am Ölsystem habe man nicht gearbeitet und er meinte auch, da müsse nur ein Reset gemacht werden. Seitdem fahren wir mit einer fröhlich blinkenden Öllampe durch die Gegend.
Und schließlich kamen wir auf dem Campingplatz in York an. Und sie hatten tatsächlich noch einen freien Platz für einen weiteren Tag. Wir bekundeten, dass wir dies machen wollten. Wir freuten uns auf zwei entspannte Tage, haben das Wohnmobil angeschlossen und Herrchen sagte, wir müssen noch für den zweiten Tag bezahlen. Ab zur Rezeption und da sagte ihm die Rezeptionistin, sie hätte gerade den letzten Platz für den zweiten Tag anderweitig vergeben, die dusselige Kuh!
Herrchen ist zusammengebrochen. Nicht das auch noch. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass Frauchen das mit Fassung getragen hat, aber davon kann nicht die Rede sein.
Mit hängenden Schultern sind wir dann nach York gelaufen und man muss es der Professionalität von Bildredakteurin Frauchen hoch anrechnen, dass sie trotzdem noch schöne Fotos der zauberhaften Stadt York hinbekommen hat. Bemerkenswert war weiterhin, dass Frauchen und Herrchen an diesem Tag erstmals Gelegenheit hatten ihre Regencape’s auszuprobieren. Es regnete in Strömen. Und wer hatte kein Regencape dabei? Meine Dauerwelle war futsch. Stattdessen: Stangenlocken! Leute, die auch zur Eitelkeit neigen, werden mich verstehen. Das war gar nicht lustig.
Es gab dann einen ersten Harry-Potter-Moment: Der Geisterbus an der Haltestelle. Er fuhr bloß nicht so rasant an wie im Film.
Wie es weitergeht, wie wir das schönste Gebäude Großbritanniens besuchten, ich aber da nicht reindurfte berichten wir in der nächsten Ausgabe des Daily Sallygraph.
Es grüßt Euch
Eure Sally und das Panikteam
Sally in Durham
Liebe digitale Reisebegleiter/innen,
nach unserer sehr kurzen Stippvisite in York ging es weiter nach Durham.
Die Ältesten von Euch kennen Durham vielleicht von dem Song „Durham Town“ von Roger Whittaker. Das war jetzt vor meiner Zeit, aber Textredakteur Herrchen sagte, in seinen Kreisen habe man sich damals Roger Whittaker nur angehört, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Außerdem sei eigentlich Newcastle gemeint gewesen, das habe nur nicht in den Text gepasst.
Ich habe ihm gesagt, solche Angebereien könne er sich aufheben für den Fall, dass er wider Erwarten doch irgendwann mal beim Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen lande. Uns beim Daily Sallygraph müsse er jedenfalls mit sowas nicht kommen.
Es stellte sich dann heraus, dass auf dem Gelände des Campingplatzes eine riesige wunderschöne gotische Klosterruine stand. Herrchen gefiel sie wegen seines Geschichtsfimmels, Frauchen als Fotomotiv und mir, weil Frauchen mich im Schutz der Ruinen für Leckerli-Weitwurf von der Leine lassen konnte.
Wir haben dann gefragt, wie wir nach Durham kommen. Die Empfehlung war: laufen. Wir könnten hoch zum dortigen Knast fahren, von dort seien es “ about 20 minutes“. Zwei Frauen, die wir oben nach der Richtung fragten zeigten auf einen Weg und sagten, da würden wir gleich schon die Kathedrale sehen. Wir liefen und liefen (ich fand es Klasse…). Sie dachten schon, sie hätten sich verlaufen.
Ein Hund und zwei Frauen kamen uns entgegen. Der Hund: sympathische Erscheinung, die Frauen: dumme Ziegen. Sie sagten, mein Kumpel sei eine Mischung: boshaft wie ein Springerspaniel und dumm wie ein Lagotto. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Nur meine gute Erziehung hat mich daran gehindert, sie ins Bein zu beißen. Wenn die in meinen Team wären, ich hätte sie schon längst entlassen. Nur schnell weg.
Die Kathedrale sahen wir dann 40 Minuten später und von da aus waren es dann noch 30 Minuten bis zur Innenstadt. Offenbar ist bei den Engländern nicht nur das Temperaturempfinden gestört, sondern auch das Zeitempfinden. Oder haben sie uns reingelegt?
Durham ist eine schöne Stadt. Die größte Attraktion ist die wunderschöne Kathedrale. Textredakteur Herrchen sagte, bei einer Abstimmung hätten sich 51 Prozent für die Kathedrale von Durham als schönstes Gebäude von Großbritannien ausgesprochen.
51 Prozent von was, frage ich. Das Publikum der BBC, die Professoren der Universität von Westkentucky (die Amis lieben solche Votings) oder doch nur der Bingoclub des Altersheims von Nether Addlethorpe oder Little Fritham? Herrchen weiß es nicht mehr genau. Was ist denn das für eine Recherche? Der Daily Sallygraph ist zwar ein wunderbares Karrieresprungbrett, aber so landet er nie bei der FAZ.
Er sagt dann noch, der berühmte Schriftsteller Bill Bryson habe gesagt, Durham habe die schönste Kathedrale der Welt. Aber der war Rektor der Universität direkt vis-a-vis. Wäre ich Rektorin der Hochschule Ruhr-West bei uns in Bottrop, würde ich auch für die Heilig-Kreuz-Kirche bei uns um die Ecke stimmen.
Selbst konnte ich mir kein Bild machen. Durfte mal wieder nicht rein… Aber die Fotostrecke von Bildredakteurin Frauchen war schon eindrucksvoll. Nach einer Runde durch die Stadt plädierte Herrchen für ein Taxi, Frauchen wollte laufen. („Der Hund braucht Bewegung“) Ich wollte den gleichen Weg zurücklaufen, aber die beiden liefen zielstrebig auf einen anderen Weg zu. Und dann haben sie sich doch noch so richtig verlaufen. Von Zeiten wollen wir hier garnicht sprechen.
Irgendwann am Abend kamen wir dann zurück und ich wurde wieder angeleint, weil, erstens: Vorschrift, zweitens: Auf dem Campingplatz liefen jede Menge Enten und Perlhühner herum. Schade eigentlich, wir hätten so viel Spaß miteinander haben können. Habt Ihr da eigentlich gute Rezepte?
In der nächsten Folge des Daily Sallygraph werden wir die schottische Grenze überschreiten und ich erwäge kurzzeitig, der Church of Scotland beizutreten.
Bleibt uns gewogen
Eure Sally und die Redaktion
PS: Die erste Ausgabe ohne Desaster.
Sally in Edinburgh
Liebe Online -Kundinnen und -Kunden,
hier die nächste digitale Ausgabe des Daily Sallygraph, wie immer ohne Werbung (warum eigentlich nicht?).
Ein letztes Mal zitieren wir Roger Whittaker, bevor er auf ewig der Vergessenheit anheimfallen mag: „I’ve got to leave old Durham town“.
Nachzutragen ist noch, dass in der Kathedrale von Durham und deren Kreuzgang Szenen von zwei Harry Potter- Filmen gedreht wurden. Der begegnet uns jetzt öfter. Er ist hier in der Gegend offenbar das bekannteste Fabelwesen nach dem Ungeheuer von Loch Ness.
Weiter ging es nun in Richtung Edinburgh.
Textredakteur Herrchen sagte, das werde Edinbra ausgesprochen und das sei merkwürdig, weil Bra nämlich das englische Wort für Büstenhalter… Ein scharfer Blick von mir und er hielt endlich die Klappe!
Wir fuhren auf der Landstraße so vor uns hin und plötzlich war da ein Schild, das uns in Schottland willkommen hieß. Hatten wir es also tatsächlich doch noch geschafft! Alles sah auf einmal sehr schottisch aus. Und dann fing es an zu schneien.
Danke, danke, danke für den netten Empfang. Und das mit kaputter Heizung!
Der Campingplatz in Edinburgh lag außerhalb und wir sind mit dem Bus in die Stadt gefahren. Man muss sagen, Edinburgh ist wirklich großartig. Und wenn Frauchen etwas großartig findet, sagt sie es nicht nur einmal. Und wie Ihr wisst, macht sie jede Menge Fotos. Wenn wir noch analoge Rollfilme hätten, würde es diese Zeitung in den Ruin treiben.
Wir sind dann hochgelaufen zur Burg, sozusagen die Edin-Burg. Herrchen hat dann gefragt, ob Chefredakteurinnen, die zufällig Hunde sind, Zutritt zur Burg hätten. Das wurde verneint. Darüber wird noch zu reden sein…
Ansonsten koste der Eintritt 19,95 Pfund und der Rundgang dauere ca. 2 Stunden. Kaum über die Grenze, hat Herrchen schon der schottische Geiz gepackt. Aber den Wärtern hat er gesagt, zwei Stunden würde Frauchen mit mir nicht warten. Da hat er auch Recht.
Frauchen hat mich dann noch für das Titelfoto der Edinburgh-Ausgabe fotografiert und plötzlich standen lauter Inder/innen im Bild. Blitzlichtgewitter! Für die Times of India?
Am zweiten Tag haben wir die Besichtigung fortgesetzt. Wir waren auf einem Friedhof, von dessen alten Grabsteinen J. K. Rowling Namen für ihre Bücher übernommen hat. Danach wollten wir uns eine sehr schöne alte Schule anschauen, in der übrigens auch Dreharbeiten gemacht wurden. Aber die höheren Töchter und Söhne wurden sehr gut bewacht. Wir kamen nicht mal mit unseren Presseausweisen hinein.
Herrchen wollte sich dann die St. Giles‘ Cathedral ansehen. Er ist natürlich als erster da rein gegangen, aber Frauchen (die alles sieht), hat gesehen wie jemand mit Hund daraus kam. Da war klar, ich kann da auch rein!
Der zweite Kirchbesuch meines Lebens. Es hat sich gelohnt. Wunderschöne Kirche. Ich habe dann ernsthaft überlegt, der Church of Scotland beizutreten. Aber Herrchen hat gesagt, wenn ich auch nur ab und zu in die Kirche gehen wolle, müsste ich den Lear-Jet der Redaktion aber ziemlich häufig in Anspruch nehmen. Und das Klima… Okay, gestorben.
Dann zur Victoriastreet. Eine spektakuläre schnuckelige Straße am Rande der Altstadt. Sie ist das Vorbild für die Winkelgasse aus den Harry Potter-Büchern. Dort ist auch ein kleiner Laden, der nach eigenem Bekunden seit 130 Jahren Bürsten und Besenstiele an Magier, Hexen, Zauberer und die Öffentlichkeit von Edinburgh verkauft.
Ich wollte mir dort einen Nimbus 2000 kaufen, aber Herrchen musste unbedingt erst in den Pub gegenüber, die Bow Bar, eine der Lieblingskneipen von Ian Rankin. Da haben wir den letzten Tisch ergattert. Jetzt sollte man annehmen, dass sie einen Whisky trinken, aber sie waren in der Magengegend immer noch ein bisschen nervolabil und haben sich für Bier entschieden.
Beim letzten Aufenthalt in UK haben sie immer australisches Bier (Fosters) getrunken, weil die einheimische Plörre nicht genießbar war, aber inzwischen kann man auch schottisches Bier gut trinken. Aber als die Penner endlich ausgetrunken hatten, war der Besenladen geschlossen. Und das ist der Grund dafür, dass ich, statt durch die Lüfte zu gleiten, weiterhin mit einem Wohnmobil durch die Gegend rumpeln muss.
Mit Bedauern haben wir Edinburgh verlassen, auf dem Weg zu weiteren Abenteuern.
Liebe Grüße vom Redaktionsteam
aus Edinburgh, der Perle des Nordens
P.S. Leserinnen-Rezeptvorschlag: Perlhuhn an Minze. Warum eigentlich nicht? Weitere Vorschläge?
Sally in der Welt des Films
Liebe Freundinnen und Freunde des großen Kinos,
von Edinburgh ging es weiter nach Glencoe. Glencoe ist ein wunderschönes Tal mit einer schaurigen Vergangenheit.
1692 fand hier das Glencoe-Massaker statt. Zahlreiche Mitglieder des MacDonald-Clans wurden auf Befehl des Königs von Soldaten des Campbell-Clans ermordet, die vorher eigentlich ihre Gäste gewesen waren. Grund hierfür war, dass der Clanchef der MacDonalds die Unterwerfungserklärung an den König in London nach dessen Meinung einige Tage zu spät abgeben hatte. Der eigentliche Verbrecher war der König, aber dem passierte natürlich nichts.
Die Geschichte ist hier immer noch sehr präsent. Bis vor einigen Jahren gab es an einem Pub hier in der Nähe, noch ein Schild mit der Aufschrift „Hausierer und Campbells unerwünscht.“ Und selbst an dem Sanitärgebäude auf unserem Campingplatz war der Türcode: 1692. Wenn das keine Erinnerungskultur ist… Als ich diese Geschichte gelesen habe, habe ich fast an der Monarchie gezweifelt. Anderseits, mein Charles würde so was nie tun.
Ich freu mich jetzt trotzdem auf die Krönung.
Im Glencoe-Tal spielten übrigens zahlreiche bekannte Spielfilme: Highlander, Braveheart, Rob Roy, Harry Potter und der Gefangene von Askaban und natürlich James Bond-Skyfall.
Ein Tal voller Geschichten.
Und was soll ich Euch sagen, ich wandere im Tal so daher und höre eine vertraute Stimme.“Hallo Sally, Du hier?“
Ich drehe mich um und da steht der gute alte James, an seinen Aston Martin gelehnt und hat eine Kanone in der Hand. In diesem Moment kommt der Helikopter um den Berg geflogen und eröffnet das Feuer. James wirft mir noch eine von diesen kleinen Whiskyflaschen zu, die er in den Highlands immer bei sich hat. Wir prosten uns schnell zu und dann machen wir schnell, dass wir wegkommen, natürlich in verschiedene Richtungen.
Schade, ich hätte mich gerne mit ihm über die alten Zeiten beim MI6 unterhalten. Aber scheiß auf die alten Zeiten, jetzt bin ich Reiseberichterstatterin und da lauern ganz andere Gefahren.
Zum Beispiel schottische Straßen. Herrchen sagt, sie erinnern ihn an die DDR. 30 cm tiefe Schlaglöcher und tiefe Abrisse am Fahrbahnrand, da, wohin man ausweichen muss, wenn einem auf der engen Straße ein LKW entgegenkommt.
Herrchen sagt, er wird sich nie wieder darüber beschweren, dass sie in Italien die Schlaglöcher einfach mit Teer auffüllen. Würden Sie das in Schottland auch tun, wäre er begeistert.
Stattdessen werden teilweise die Schlaglöcher mit gelber Farbe umkringelt, damit man sie besser sehen kann. Aber das bringt nicht viel. Ausweichen kann man auf den engen Straßen sowieso kaum.
Touris aus der Schweiz haben uns erzählt, dass einem zum Mietwagen sofort eine Reifenversicherung angeboten wird. Gutes Geschäftsmodell! Ich bin ein wenig beruhigt, dass wir einen Ersatzreifen dabei haben…
Die Schweizer haben wir getroffen, als wir uns bei schottischem Wetter Castle Stalker anschauen wollten.
Um das Castle sehen zu können, muss man auf den Gästeparkplatz eines Café in der Nähe. Das heißt, für die Pressefotos muss man erst mal Kuchen essen. Wenn es für einen guten Zweck ist, dann doch gerne.
Ich trage jetzt sowieso endlich ein Regencape, da sieht man meine Figur auch nicht. Barbour hatte ja kein passendes für mich, jetzt trage ich notgedrungen das von Aldi Süd. Aber ich schweife ab…
Die Schweizer haben noch erzählt, schon bei miesem Wetter (Himmel bewölkt) wurde in einem Straßencafe Sonnenschutzcreme mit Faktor 50 auf jeden Tisch gelegt.
Optimismus oder Paranoia?
Castle Stalker ist übrigens wirklich sehr schön, aber der einzige Film, der dort gedreht wurde ist meines Wissens „Die Ritter der Kokosnuss“.
Als nächstes berichten wir dann von der Insel Skye
Eure Sally ( Ex MI 6) und Geleitschutz
Sally auf Skye
Getreue Leserschaft,
auf ihrer Reise in den Norden ist die Redaktion des Daily Sallygraph inzwischen auf der Insel Skye angekommen.
Das Wetter war, nun ja: schottisch. Aber wir haben April und Schottland ist nicht Italien.
Auf dem Campingplatz wurde uns gleichwohl gesagt, wir hätten uns die beste Zeit für die Isle of Sky ausgesucht. Ab Mai gehe der Massentourismus los. Normal waren in den Jahren davor wohl circa 60.000 Touristen pro Jahr auf der Insel. Im letzten Jahr waren es 500.000.
Die Polizei hat offiziell vor dem Betreten der Insel gewarnt, wenn man keine Unterkunft habe.
Man kann nur sagen: Diese Insel ist von solch atemberaubender Schönheit, dass es selbst der hartgesottesten Chefredakteurin die Sprache verschlägt.
Daher diesmal hier nur ein paar Bilder unserer Fotoredakteurin Frauchen.
Wie sagt man so schön: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
In diesem Sinne grüßen wir euch herzlich
die Redaktion des Daily Sallygraph
PS: Wir hoffen, Ihr hattet einen schönen Krönungstag.
PPS: Chefredakteurin Sally hatte einen Termin beim Tierarzt und hat ein ärztliches Schreibverbot wegen ihrer Augen. Deshalb wird die Berichterstattung des Daily Sallygraph voräufig eingestellt.
See you later.
Sallys Way Back Home
Frauchen sagte, früher oder später werde das Ganze so oder so herauskommen, und da könnten wir unseren Leserinnen und Leser an auch gleich reinen Wein einschenken.
Diejenigen von Euch, die schon länger Abonnenten und Abonnenten des Daily Sallygraph sind, werden sich ohnehin gewundert haben, warum es nach der letzten Folge unseres Schottland-Reiseberichtes zunächst nicht weitergegangen ist.
Also:
Zwar hatte Chefredakteurin Sally auch Augenprobleme, aber außerdem gab es wieder einmal eine Meuterei innerhalb der Redaktion!
Textredakteur Herrchen, der neben seiner Schreibtätigkeit auch das Redaktionsfahrzeug fährt, hat in Anbetracht der schlechten schottischen Straßenverhältnisse eine Gehaltserhöhung verlangt und ansonsten mit Streik gedroht.
Und außerdem habe die Redaktion inzwischen auch viel zu viel zu tun!
Ich habe ihn mit stechenden Blick angesehen und ihn gefragt, ob er sich noch erinnern kann, was Maggie Thatcher in den achtziger Jahren mit Arthur Scargill gemacht hat und er solle aufpassen, dass ihm nicht das gleiche passiert.
Textredakteur Herrchen meinte, hierzu müsse ich den Lesern schon erläutern, wer Arthur Scargill war, nämlich der Chef der Bergarbeitergewerkschaft.
Quatsch, habe ich gesagt, das weiß doch jeder.
Aber wenn wir irgendwann mal jüngere Leser…? Wo sollen die denn herkommen?
Wie auch immer, man muss Textredakteur Herrchen schon zugestehen, dass er in einer besseren Verhandlungsposition war als Arthur damals.
Irgendwann mussten wir schließlich aus Schottland wieder raus. Ich selbst kann das Wohnmobil nicht fahren, weil ich nicht gleichzeitig durch die Windschutzscheibe gucken und die Pedale betätigen kann. (Wenn man mal großzügig darüber hinwegsieht, dass ich auch keinen Führerschein habe… Habe ich nie gebraucht, dafür hatte ich immer meine Leute.)
Bildredakteurin Frauchen sagte, das erste Mal das Wohnmobil auf engen Straßen, bei Linksverkehr und mit all den vielen Schlaglöchern zu fahren, das koste sie so viel Nerven, das könne ihr keiner bezahlen.
Bezahlen, bezahlen, bezahlen, in was für einer materialistischen Welt leben wir eigentlich?
Allerdings war uns die Arbeit in letzter Zeit auch ziemlich über den Kopf gewachsen.
Die Publikationen de Sally-Gruppe sind eigentlich als Wochenzeitungen angelegt, die aber an dem Anspruch, es mit der Arbeit nicht zu übertreiben, immer wieder scheitern.
Es ist aber schon perfide, dass Herrchen ausgerechnet beim Daily Sallygraph meutert, der das Daily ja immerhin im Namen hat.
Dann fing auch noch Bildredakteurin Frauchen an, in der letzten Zeit seien ja die Leserbriefe ziemlich eingebrochen, das lasse ja wohl eindeutig auf sinkendes Publikumsinteresse schließen und ob wir uns nicht überhaupt ein neues Format ausdenken sollten.
Textredakteur Herrchen meinte dann, vielleicht etwas mit einem noch größeren Bildteil, wie zum Beispiel „Geo“. Das sei ja eine sehr starke Marke und vielleicht sollten wir uns einen ähnlichen Titel ausdenken, er würde vorschlagen: „Deo“.
Wenn er irgendwas inzwischen gemerkt haben sollte, dann das, dass ich für seine Art von Humor nun wirklich nichts übrig habe!
Hier ist sie also, „Sallys Bild-Zeitung“, große Überschriften, viele Bilder, wenige und anspruchslose Texte. Und da wir ohnehin unser journalistisches Niveau senken, darf Textredakteur Herrchen auch ein paar von seinen tristen grauen Amateurfotos zeigen.
Textredakteur Herrchen, der in der Redaktion auch für das Layout zuständig ist, hat einmal einen Layoutvorschlag für die neue Zeitung gemacht:Wo ist Prinzessin Sally?
Drama im Wohnmobil!!!
Was weiß dieser Mann?
Nein, nein, nein, nein, habe ich gesagt. Auf gar keinen Fall! Auf dieses Niveau begeben wir uns nicht!
Ich habe ihm dann gesagt, wir machen weiter wie bisher und für den Text muss er sich halt etwas einfallen lassen. Zur Not und wenn ihm nichts anderes einfalle, könne er ja auch was von diesem ganzen historischen Kram verwenden, mit dem er immer unsere Leser langweilt. Da bekam er ganz glänzende Augen und hat sich gleich an die Arbeit gemacht.Five Sisters
Von der Isle auf Skye sind wir zunächst in die Nähe der Five Sisters of Kintail gefahren. Das ist ein sehr schönes Bergmassiv, nicht weit von der Isle of Skye entfernt. Frauchen fand die Gegend besonders schön, aber Herrchen sagte, man könne schon sehen, dass die Gegend dort sehr von der Schafszucht geprägt sei und das tue der Landschaft nicht gut.
Dazu müsse man wissen, dass es im 18. und 19. Jahrhundert die sogenannten Highland Clearences gab, die Vertreibung der armen Bevölkerung, um Platz für Schafe zu schaffen, damit das reiche adelige Pack und die Pfeffersäcke dort mehr Geld verdienen konnten.
Da hat Prinzessin Sally erst mal scharf eingeatmet. Kann man das denn nicht etwas diplomatischer ausdrücken? Aber in der Sache stimmt es wahrscheinlich und wir lassen es so drin.
Zu erwähnen ist noch, dass an dem Tag, als wir dort waren, der gute alte Charles gekrönt wurde. Und weil wir ziemlich auf dem Acker waren, haben wir davon, um es ganz ehrlich zu sagen, nichts mitbekommen. Wie schade!Inverary
Unsere nächste Station war Inverary.
Inverary ist eigentlich eine Reißbrett-Stadt, die insgesamt so geplant und dann gebaut wurde. Die alte Stadt hat man abgerissen. Man kann allerdings sehen, dass im 18. Jahrhundert die Reißbrett-Städte offenbar wesentlich gemütlicher waren als heute.
Wir kamen spät an, und nachdem wir uns den Ort angesehen hatten, wollten die beiden in einen netten Pub, um noch ein Bier zu trinken. Allerdings stellte sich heraus, dass in Inverary die Bürgersteige schon relativ früh hochgeklappt werden. Einen netten Pub, der noch geöffnet war, haben sie nicht gefunden.
Schließlich landeten wir in einer Art Biergarten. Sie haben sich dann ein Bier namens Munich Red bestellt. Das schmeckte angeblich ganz gut, hatte aber, wie sie sagten, nichts mit irgendetwas zu tun, was sie jemals in Munich getrunken hatten.
Es wurde dann noch diskutiert, sich Inverary Castle anzusehen, aber das wurde ganz schnell verworfen. Inverary Castle ist der Sitz der Dukes of Argyll. Und das sind Campbells!
Nicht nur, dass wir das keinem McDonald erzählen dürften.
Nach den Erfahrungen des Glencoe-Massakers wüssten wir auch nicht so recht, ob man der Gastfreundschaft der Campbells trauen darf. Wenn da ab und zu ein Besucher einfach verschwindet, das fällt doch keinem auf…Lowlands
Von Inverary weiter durch die Lowlands. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, sind die Lowlands nicht wirklich low, sondern lediglich etwas lower als die Highlands. Diesmal nur auf der Durchreise, aber vielleicht schauen wir sie uns beim nächsten Mal etwas genauer an…Dumfries
Dumfries hatte Herrchen als Station ausgesucht, weil er glaubte, auf den Fotos im Internet erkennen zu können, dass Dumfries ein nettes Städtchen mit angenehmer Atmosphäre sei.
Nichts könnte weiter von der Realität entfernt sein.
Auch Bildredakteurin Frauchen neigt ja dazu, Orte nur im besten Licht erscheinen zu lassen. Aber hier haben wir den Unterschied deutlich sehen können.Whitby
Unsere nächste Station auf der Rückreise war Whitby. Whitby ist eine wunderschöne kleine Hafenstadt an der englischen Ostküste.
Der Campingplatz dort war wieder so ein typischer englischer Pedantencampingplatz, wo einem bis auf den Zentimeter genau vorgeschrieben wurde, wo und wie herum man mit dem Wohnmobil zu stehen habe, zum einen wegen dem in England allgegenwärtigen Feuerschutz und wegen der Diskretion. Da würden sie auf jedem italienischen oder französischen Campingplatz einen Lachkrampf bekommen, aber diese Engländer meinen es ernst.
Wir sind dann vom Campingplatz am Meer entlang in die Stadt gelaufen. Da war auf halber Strecke eine Strandbar, wo man, für England ganz außergewöhnlich, nur bar zahlen konnte. Die Erklärung wurde gleich mitgeliefert: Sie liegen unterhalb der Steilküste und haben dort kein Netz. Und so ist da, zumindest vorläufig, eines der letzten analogen Biotope erhalten geblieben.
Herrchen sagt, menschheitsgeschichtlich sei Whitby vor allem insoweit von Bedeutung, als dies der Hafen war, in dem das Schiff mit Graf Dracula an Bord gelandet ist, wodurch das Unheil in die Welt kam.
Ich hab ihn gefragt, wer denn dieser Graf Dracula ist und Herrchen hat gesagt dass sei so ein adeliger Typ aus Rumänien, dessen im wahrsten Sinne des Wortes hervorstechendste Eigenschaft zwei große obere Eckzähne sein und das sehe so aus wie … Dann hat er mich angeschaut und gesagt naja, also…wie bei einem Hund!
Da war mir dieser Graf Dracula gleich sympathisch, weil, für den Adel habe ich schon immer eine Vorliebe gehabt und außerdem kann ich sehr gut das Bedürfnis verstehen, mal so richtig zuzubeißen.
Wir haben uns dann den Ort angesehen und der ist wirklich schnuckelig. Am Hafen gab es Unmengen von Imbissbuden und Restaurants, wo das englische Nationalgericht verkauft wurde: Fish´n Chips.
Da haben Sie sich auch gleich zwei Portionen gekauft und ich kann nur sagen: lecker!
Frauchen meinte zwar, bei der Größe hätte auch eine Portion gereicht, aber dafür habe ich wenigstens ordentlich was abbekommen.
Hinterher haben wir dann gesehen, dass sie da auch etwas verkaufen, das sie „German Bratwurst“ nennen. Aber Herrchen sagt, so mutig sei er nicht, so was zu versuchen…
Aber wie so oft können wir nur sagen: Gut, dass wir nicht in Sommer hier sind. Da würde mir im Geschiebe wahrscheinlich alle zwei Meter einer auf die Pfoten treten.
Wir waren dann in einem wirklich netten Pub und die beiden haben sich ein Bier geholt.
Die große Überraschung: die meistverkauften Biere offensichtlich Peroni und Moretti. Italienisches Bier!
Herrchen sagt, in Italien trinkt er auch Moretti, aber in England? Das zeigt doch wohl, was sie von ihrem eigenen Bier halten!
Warum nicht deutsches Bier oder belgisches Bier? Das hat ihnen wahrscheinlich zu viel Geschmack.
Besonders empfehlen können wir in Whitby neben dem italienischen Bier die über dem Ort gelegene alte Whitby Abbey, für Menschen hohe Eintrittspreise, aber lohnend, Hunde erlaubt und kostenlos. Wieder mal ein Sakralbau für die gute alte Sally, wenn auch ohne Dach. Manchmal überraschen die Engländer mich.
Abends dann entlang der Strandpromenade zurück Richtung Campingplatz, und da war dann wieder einer dieser Sonnenuntergänge, die Bildredakteurin Frauchen so gern fotografiert und wo wir wissen: Bevor die Sonne nicht weg ist, kommen wir nicht nach Hause…
Kings Lynn
Auf der Suche nach netten Orten, die ich auf unserer Rückfahrt mit meiner Anwesenheit beehren kann, sind wir als nächstes in Kings Lynn gelandet.
Kings Lynn war im Mittelalter einer der wichtigsten Häfen Englands und Mitglied der Hanse. Aus dieser Zeit steht es dort noch ein Gebäude der Hanse, das letzte, das es in England gibt.
Über Kings Lynn lässt sich ansonsten nicht viel mehr sagen, als dass es ein netter Ort ist, in dem nicht viel los ist, der aber sehr schön anzusehen ist.
Besonders bemerkenswert waren die dramatischen Wolken dort. Aber da wir davon ausgehen, dass die nicht jeden Tag da sind, wäre das allein noch kein Grund, nach Kings Lynn zu fahren.Cambridge
Man muss sagen, dass Cambridge schon allein dadurch einen schlechten Start hatte, dass wir vor Jahren schon einmal in Oxford waren.
Wir wissen zwar nicht, wie die letzten Ruderrennen zwischen Oxford und Cambridge ausgegangen sind, aber unser persönliches Rennen zwischen Oxford und Cambridge gewinnt Oxford um Längen!
Oxford hat einfach das geschlossenere und atmosphärisch dichtere Stadtbild und kann außerdem damit punkten, dass wir, wie an anderer Stelle schon erwähnt, große Fans von Inspector Lewis sind, der ja bekanntlich seine Verbrechen in Oxford aufklärt.
Und diesen ohnehin schon gegebenen Startnachteil hat Cambridge ins Unermessliche gesteigert, indem zu der Zeit, als wir da waren, sämtliche Colleges für Besucher geschlossen waren, angeblich, um die Studenten nicht bei den Examensvorbereitungen zu stören. Wir stören nie!
Und so werden jetzt die Studenten dieses Jahrgangs ohne die wertvollen Lebensweisheiten von Prinzessin Sally ins Berufsleben entlassen. Wieder eine vertane Chance!
Wir sind dann noch ein wenig durch die Stadt geschlendert und Bildredakteurin Frauchen hat, neutral, wie wir sind, Cambridge trotzdem angemessen in Szene gesetzt.Canterbury
Frauchens Höhepunkt des englischen Teils unserer Reise war eindeutig Canterbury. Obwohl sie katholisch getauft ist, ist Canterbury ihre persönliche Lieblingskathedrale.
Frauchen war ja mal im Dom in Como. Hinterher hat sie allen Ernstes eine Textnachricht auf ihr Handy bekommen, sie möge doch bitte den Dom bewerten. Wir haben damals gesagt, dass wir so moderne und etwas schrille Marketingmethoden dem heiligen Stuhl überhaupt nicht zugetraut hätten.
Aber wäre Frauchen aufgefordert worden, die Kathedrale von Canterbury zu bewerten, hätte sie sofort, ohne zu zögern, 100 Punkte vergeben.
Ansonsten gilt hier wirklich wieder einmal der Satz: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!
Zwar hat Canterbury eine der beeindruckendsten Kathedrale des Universums, aber sie haben mich doch tatsächlich wieder nicht reingelassen! So kann man mit Pilgern doch nicht umgehen!
Mit wunden Pfoten durch ganz Schottland und England und dann das!
Deshalb bleibe ich jetzt doch konfessionslos, im Sinne der Neutralität der Berichterstattung wahrscheinlich auch besser.
Immerhin halte ich es der Kathedralenverwaltung, oder wie auch immer sich das nennt, zu Gute, dass man mich, wenn auch nicht in die Kirche, so doch immerhin in den wunderschönen Kreuzgang gelassen hat.
Bildredakteurin Frauchen hat aber all das festgehalten, was ich mir lieber selber angesehen hätte.
Frauchen ist bekennende Schnäppchenjägerin. Dazu muss man wissen, dass der Eintrittspreis in Canterbury zwar relativ hoch ist, jedoch gilt die Eintrittskarte für ein ganzes Jahr!
Frauchen hat gesagt, die müssen wir unbedingt aufheben, weil, wenn wir im nächsten Frühjahr wieder in die Highlands fahren, wird die erste Station Canterbury und dann können wir schon mal kostenlos in diese wunderbare Kathedrale gehen.
Sallys Outro
Liebe Lesergemeinde,
bevor der Daily Sallygraph seine Redaktionstätigkeit für dieses Jahr ganz einstellt, hier noch ein kurzes Resümee von Chefredakteurin Sally, die jetzt wieder den vollen Durchblick hat, zunächst in einem Satz: Großbritannien ist anders!
Schottland ist landschaftlich ein Traum und so kalt, dass sich im April und Anfang Mai wirklich noch keine Mücken dort aufhalten. Wir sind von Midges-Bissen verschont geblieben, haben uns aber dafür Frostbeulen geholt.
Ich habe mich auf wunderbar dichtem englischen Rasen gerollt, bin aber durchgeschüttelt worden auf Straßen voller tiefer Löcher und Abbruchkanten. Sie pflegen ihren Rasen besser als ihre Straßen.
Wir haben wunderbare freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt, ich war in dieser Zeit wahrscheinlich die meistgekraulte Chefredakteurin des Königreiches.
Gleichzeitig haben wir noch nie so viele Verbotsschilder, Gebotsschilder und Warnschilder gesehen wie in England, einschließlich des Schildes: „Dogs not allowed!“
Wir haben großartige Landschaften und wundervolle Städte gesehen, aber auch die englische Wirtschaftskrise. Das war bedrückend.
Und dann haben wir uns immer wieder über die schlechten Telefon- und WLAN- Verbindungen geärgert, die unsere Redaktionstätigkeit erheblich behindert haben, selbst in einer Großstadt wie Edinburgh.
Und wo wir schon einmal dabei sind, will Textredakteur Herrchen nochmals(!) die nach wie vor ungebrochene groteske Vorliebe der Britininnen und Briten für getrennte Wasserhähne erwähnen, in der Regel versehen mit einem Schild: „Caution, very hot water!“
Und manchmal war am Wasser gar nichts zu regulieren, sondern einfach nur schön heiß (sagt Frauchen, Herrchen sagt: zu heiß) oder einfach nur scheißkalt (zum Leidwesen von Frauchen). Ich gehe natürlich nur dann in Meer, Fluss oder Bach schwimmen, wenn die Temperatur stimmt.
Morgen geht es nach Calais. Herrchen muss jetzt wieder lernen, auf der richtigen Seite zu fahren. Wir passen natürlich auf und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch.
Es grüßen Euch
Eure Pilgerin Sally und der Pilgerzug
PS: Im Herbst will Frauchen nach Nordspanien. Nach Santiago de Compostela latsche ich aber nicht!