Sally in Holland

Sally im Frittenland, Teil 1

Liebe Leserinnen und Leser,

Eine kurze, redaktionelle Vorbemerkung: Es wurde in der Redaktion diskutiert, ob die Überschrift möglicherweise Gefühle verletzen könnte. Aber die Überschrift stammt aus März 2022, wir waren noch jünger und sorgloser.
Textredakteur Herrchen wandte weiter ein, es könne eine Verwechslungsgefahr mit Belgien bestehen.
Und außerdem hätten wir gerade in Spanien festgestellt, dass auch der anspruchslosere Teil der spanischen Gastronomie ohne Pommes als Beilage nicht denkbar sei. Und überhaupt, sei das in Spanien mit den Fritten nicht kulturelle Aneignung?
Aber auf diese Schiene werden wir uns jetzt wirklich nicht begeben, wir sehen das locker…
Ich habe dann doch entschieden, die Überschrift zu lassen, es ist die Originalüberschrift und muss einfach historisch betrachtet werden.


Goedemiddag zusammen, 

nach Jahren mal wieder in Holland. Am Sonntag sind wir los. Aber eigentlich beginnt die Geschichte schon am Samstag. Da sind wir von Freunden im Bergischen Land kommend auf der A 3 nach Norden gefahren, Richtung Bottrop. Da gab es um 22 Uhr einen Stau, den wir umfahren mussten. Und was soll ich Euch sagen: fast nur Holländer auf der Autobahn. Da hat Frauchen gesagt: “ Haben die etwa Ferien?“ Sie hat gleich nachgesehen und tatsächlich: Frühlingsferien bis zum 27.2.2022. Also bis morgen. Da fängt der Frühling in Holland aber früh an… 
Die kommen alle mit Skiern auf dem Dach aus Bayern. Und morgen wird das auf der Autobahn noch schlimmer mit den Holländern. Für die Bayern unter unseren Lesern: Die Niederlande liegen nordwestlich von Bottrop, also genau unsere Strecke. Frauchen meinte dann, wir müssen morgen ganz früh aufstehen, bevor die ganzen Holländer wieder auf der Piste sind. Herrchen hat die Lippen zusammengepresst und nichts gesagt. Er ist zwar Langschläfer, aber er weiß, wann er keine Chance hat. Als Akt des Widerstands hat er den Wecker auf 8.00 Uhr gestellt, ist aber dann doch pflichtbewußt um 6.30 Uhr wachgeworden. 
Sie haben den ganzen Krempel gepackt und wir sind dann 9.30 Uhr losgefahren. Nach meiner Erinnerung persönlicher Rekord. Wir haben erst unser Wohnmobil in Schermbeck abgeholt, wo ich die glücklichen ersten autofreien 12 Wochen meines Lebens verbracht habe. Den ganzen Kram schnell ins Wohnmobil. Herrchen hat den Wassertank befüllt und unten lief sofort alles raus. Die Gesichter hättet ihr sehen sollen! Es gibt da so ein Frostschutzventil, das bei Temperaturen unter 2 Grad alles Wasser rausschmeißt. Für Wintercamping irgendwie blöd. Wir hatten zwar 5 Grad, aber vielleicht kann das blöde Ventil das Thermometer nicht lesen. Herrchen hat immer wieder den Kopf gedrückt und irgendwann hatte das Ventil genug und hat die Klappe gehalten. 
Dann ganz ganz schnell auf die A3, aber da waren bis zur Grenze gar keine Holländer mehr. Man konnte Herrchen ansehen, dass ihm auf der Zunge lag, dass er dann auch länger hätte schlafen können. Aber er wusste, dass er für defätistische Äußerungen keinen Applaus erwarten kann.
Wir sind dann auf dem Campingplatz westlich von Den Haag angekommen. Als erstes war unser Stellplatz besetzt. Wir wurden umgetopft.
Und dann ging es endlich los, über den riesigen Campingplatz zum Strand. Super Sandsand, blauer Himmel und ein Traum für einen Wasserhund. 


Die Niederlande sind eines meiner Lieblingsländer.
Norwegen: landesweite Leinenpflicht, Strafen bis zu 800 €.
Südengland: Strandverbot für Hunde, Strafe bis 1000 Pfund,
Ostfriesland: Strandverbot für Hunde.
Südholland: einfach loslaufen.
Die Kumpels sind schon da. Freiheit pur. Sonne, Wasser, Strand und eine ungewöhnliche Dünenlandschaft. Kam mir vor wie in einem Italo-Western. Da verändert sich die Wahrnehmung. Einfach bewußtseinserweiternd. Psychedelisch!

Mit einem weiteren kleinen Farbrausch aus Scheveningeng endet die erste Folge von Sally’s großen Abenteuern aus einem kleinen Land. Erwartet also gebannt Sallys Abenteuer in Scheveningen und Leiden

Tot ziens

Eure Sally und die Beach Boys and Girls

Sally im Frittenland, Teil 2


Hallo liebe Moffen( Für diejenigen, die es nicht wissen: Moffen ist das niederländische Äquivalent zu dem deutschen Kosenamen: „Käsköppe“.)

Am Montag ging es ans Meer nach Scheveningen. Wir haben einen Parkplatz am Fischerhafen gefunden. Zahlen bei Ausfahrt, nur mit Karte. Frauchen fragte, ob Herrchen denn auch die Geheimnummer seiner Kreditkarte kenne. Er glaubt, ja, sagte er. Frauchen runzelte die Stirn. Aber der Strand rief.


Wir sind diesen wunderbaren weiten und breiten Strand entlang gelaufen in Richtung der Partymeile der Urlaubshölle Scheveningen. Irgendwo zwischen den Bettenburgen ragte sogar noch der knallrote Leuchtturm heraus. Wie wir so daher liefen (Temperatur 10 Grad) kam da diese Holländerin im Bikini. Nun ist ja bauchfrei bei den Teenies gerade groß in Mode. Aber doch nicht Bikini und sie war auch kein Teenie!
Und dann ging sie tatsächlich ins Wasser. Sie tut sich doch wohl nichts an, dachte ich. Wir standen in Alarmbereitschaft. Aber sie schwamm einfach nur munter im Wasser herum. Chapeau! Zäh wie ein Wasserhund, sagte ich. Da hat Herrchen doch tatsächlich höhnisch gegrinst und gesagt:
1. hätte ich einen Pelz an und
2. sei ich nur bis zu den Fußgelenken im Wasser gewesen, falls das bei mir nicht überhaupt Pfotengelenke heißen müsste. Dem muss ich überhaupt nichts beweisen. Der riskiert noch nicht mal eine Zehe, das Weichei. 


Dann sind wir zu der riesigen Seebrücke gekommen. Die ist schon ziemlich eindrucksvoll, wenn man sich unter einem ruhigen Urlaub ein Riesenrad über dem Wasser und einen Kran zum Bunjee-Springen vorstellt. Ich kann nur sagen, Hunde brauchen das nicht. Selbst die Stützpfeiler der Seebrücke sind knallbunt angemalt. Ein knallbuntes Vergnügen für Frauchen als Fotografin, aber das Ganze grenzwertig für Frauchen als Urlauberin. Sie sagte, sie sei so froh, dass wir nicht im Sommer hier hergekommen seien.


Herrchen (wer sonst?) brachte dann das Mittagessen ins Spiel. Herrchen dachte an ein Fischbrötchen, aber als Frauchen vorschlug, sich eine Portion Kibbeling mit Fritten und allem drum und drauf zu teilen, war er mühelos einverstanden. Als er dann das Tablett anschleppte, waren wir angemessen beeindruckt. Herrchen hat mal kurz zusammengerechnet und ist auf ca. 3500 Kalorien gekommen. Man konnte dann mal wieder sehen, was die unter teilen verstehen: 3 Fritten, ein paar Fetzen Kabeljau, mehr nicht für Eure Sally. Die lecker riechende dunkelbraune fettige Panade durfte ich nicht mal probieren. Hinterher hatte Frauchen Magenschmerzen. Recht so! Manchmal lernt man gerecht teilen eben auf die harte Tour.
Zurück sind die beiden dann so langsam gelaufen, dass Frauchen noch ein paar von den kitschigen Sonnenuntergangsfotos machen konnte, für die sie ja bekannt ist.


Dann kam allerdings noch die Sache mit dem Parkplatz. Herrchen schob die Bankkarte ein, der Automat schrieb unverständliches Zeug auf niederländisch und dann wurde der Vorgang abgebrochen. Erste Stirnfalten! Mit der Kreditkarte kam er etwas weiter. Sogar die Geheimzahl schien zu stimmen. Aber die Bestätigungstaste war kaputt. Übernachten auf dem Parkplatz, trotz Übernachtungsverbot? Betten haben wir ja dabei. Tiefe Stirnfalten. Plötzlich hellte sich Herrchens Blick auf. Herrchen hatte unter rechts auf dem Automaten eine Grafik entdeckt, die, künstlerisch ziemlich verfremdet, offenbar einen Geldschein darstellen sollte. Ganz cool schob Herrchen einen Zwanziger in den gut getarnten Schlitz und das Monstrum spuckte 4 € Wechselgeld und das Parkticket aus. Gerettet! Das gute alte Bargeld, man braucht es immer noch.


Am nächsten Tag sind wir bei Regen nach Leiden gefahren. Ich weiß nicht, woher die Stadt diesen Namen hat, aber ich jedenfalls habe gelitten. Der Strand vor der Tür und ich muss in die Stadt. Die beiden konnten Leiden gut leiden. Richtig smakkelig holländisch: Grachten, alte Häuser, Straßencafes und sogar eine Windmühle. Leider kein Sommer. Das Foto von mir mit der Windmühle habe ich aber gestrichen. Sonst kommt wieder so ein Text von Herrchen, wie z.B.: „Sally kämpft gegen Windmühlenflügel“, oder so. Und die Chefredakteurin von Sally’s Dagblad bin immer noch ich! 

   Hartelijk Groetjes

   Eure Sally und die Frittenegoisten

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