Alle Wege führen nach Jakob…

Durch Frankreich nach Nordspanien, ohne Santiago de Compostela!

Prolog

Liebe Leserinnen und Leser,

als wir uns auf unsere Reise vorbereiteten und sagten, dass wir nach Nordspanien fahren, fragte jeder, aber auch wirklich jeder(!): Geht ihr den Jakobsweg? Nein, das hatten wir definitiv nicht vor. Wir pilgern nicht, wir schauen uns einfach nur so die Gegend an.
Als wir dann aber losgefahren sind, haben wir festgestellt, dass man dem Jakobsweg einfach nicht entkommen kann. Fast jede Straße in Frankreich und Nordspanien ist ein Jakobsweg, abgesehen von einigen unbedeutenden Nebenstraßen und Sackgassen. Auch wenn wir es also eigentlich nicht wollten, Ihr werdet auf dieser Reise immer wieder dem Jakobsweg begegnen.

Aber um es gleich am Anfang klar zu machen, falls ihr doch auf dieses Pilgergedöns steht: In Santiago de Compostela waren wir nicht und werden wir auch nicht!!!

Also: es geht los

Sally in Cambrai



Liebe Leserinnen und Leser von Le Monde du Sally,

dreieinhalb Wochen waren wir nach Italien zu Hause. Es war eine wunderbare Zeit. Rekeln auf meinem Sofa, die Aussicht genießen aus meinem Wintergarten („Sally’s Ponderosa“) – (die Jüngeren unter Euch können das googeln…), im Garten fletzen, Leckerlis abstauben von Jochen, Sabine, Martina und Karin, meine Wege markieren und überhaupt: geregelte Verhältnisse.
Nach einigen Tagen fingen sie an, etwas hektisch zu werden und trugen Fotos durch die Wohnung: von unten nach oben, von links nach rechts, von hinten nach vorne. Das kam mir schon verdächtig vor, aber mir sagt ja keiner was. Und gefragt habe ich auch nicht. Man hat ja seinen Stolz. Gesprächsweise bekam ich dann mit: Sie nahmen mit ihren Fotos an einer Ausstellung teil. Wollen sie berühmt werden? Es reicht doch, einen berühmten Hund zu haben!

Dann verschwanden sie erst am Samstagnachmittag für ein paar Stunden und dann am Sonntag den ganzen Tag. Ich war vielleicht sauer! Und offen gestanden auch ein wenig besorgt. Wie sollen die beiden ohne mich so lange klarkommen? Abends sind sie dann endlich wieder gekommen und Frauchen hat erzählt, dass sie unter anderem zwei Collagen verkauft hat, auf denen ich drauf war. Also, da kann ich nur sagen: Kein Wunder!

Plötzlich tauchte dann unser Wohnmobil wieder auf, das wochenlang verschwunden war. Herrchen hat gesagt, es hat nur eine Rundreise gemacht durch sämtliche Autowerkstätten des westlichen Ruhrgebietes. Aber statt es zu Dagmar und Reinhold in die Remise zu bringen, fingen sie an, es voll zu packen. Da wusste ich, es geht wieder los.
Sie wurden immer hektischer, aber bis Samstag morgen hatten sie erfolgreich die Hälfte ihrer Kleiderschränke und ihre sämtlichen Vorräte in das Wohnmobil gestopft.

Und jetzt kommt’s: Frauchen sagte, sie sollten doch noch “ mal eben“ im Internet die Bahntickets bestellen, die sie im November braucht. Mal eben! Und dann noch die DB!
Nun weiß ich aus jahrelanger Erfahrung, dass jede Sache, die sie „mal eben“ erledigen wollen, geradewegs ins Chaos führt. Und so war es auch diesmal. Frauchen hat alle Daten eingegeben und bezahlen sollte Herrchen. Nicht weil er das Geld verwaltet, sondern weil er ein PayPal Konto hat. Solches Teufelszeug überlässt Frauchen lieber Herrchen.
Es kam, wie es kommen musste: Die Technik spielte Frau Streich einen Streich! Geld abgebucht, aber kein Ticket. 
Dann kam das Grauen: die Hotline der Deutschen Bahn. Erst hat der Automat erzählt, wie schrecklich überlastet sie sind und dann mussten die beiden 30 Minuten warten. Das Handy wurde beim Packen immer mitgeschleppt und endlich meldete sich ein Bayer, der nur fluchte, dass alles nicht funktioniert und dem Herrchen 5 x hintereinander den Namen Angelika Streich buchstabieren musste.
Herrchen sagte, der Mann ist entweder ein Inder mit bayrischem Akzent und gestörtem Kurzzeitgedächnis oder ein grenzdebiler Legastheniker. Frauchen zischelte noch immer im Hintergrund: „Streich, wie Streichholz ohne Holz!“ Herrchen wußte, dass hätte den Mann endgültig überfordert. Ihr hättet ihre Gesichter sehen sollen. Jeder Buchstabe von A n g e l i k a musste mehrmals wiederholt werden. Dann hat der Bayer gesagt, er leitet sie weiter und hat sie einfach aus der Leitung geschmissen.
Im ganzen Raum schwebte eine Adrenalinwolke. Sie wollen es morgen nochmals versuchen. Das wird bestimmt die nächste lustige Geschichte.

Irgendwann ging es mit unserer Reise los und ihre schon angegriffenen Nerven bekamen den nächsten Schlag. Mit Herrchens neuem Handy funktionierten die Verkehrsmeldungen auf dem Navi nicht mehr. Panische Versuche eine Verkehrsapp herunterzuladen, WDR-Verkehrsmeldungen, Reparaturversuche. Irgendwie musste es dann ohne Verkehrsmeldungen gehen.
Und dann sind sie schön in die Staus gefahren. Ich frage mich schon: Geht es nicht mehr ohne Drama? Einfach entspannt in den Urlaub fahren und gut gelaunt ankommen? 


Angekommen sind wir dann in Cambrai in Nordfrankreich, viel später als geplant. Wir sind vom Campingplatz in die Stadt gelaufen und da war dann dieser hochinteressante Hinweis: Die “ Friterie der hundert Kartoffeln „. Ich war begeistert! Aber wieder mal wurde ich überstimmt!
Wir waren dann in der Innenstadt. Cambrai ist eine sehr alte Stadt mit einem gewissen morbiden Charme.


Die beiden bedienten dann wieder die bekannten Klischees: Frauchen will fotografieren, Herrchen will essen. Gelandet sind wir im Restaurant „Le Paris“. Da wirft Paris schon seine Schatten voraus.  Nach belgischem Bier und überbackenem Toast sah die Welt schon wieder anders aus. Herrchen und Frauchen haben dann stimmungsvolle Nachtaufnahmen gemacht, die wir unserer Leserschaft nicht vorenthalten wollen.


Apropos Leserschaft: Ihr werdet Euch sicher gefragt haben, warum Eure gute alte Sally, die Chefredakteurin von Le Monde du Sally, jetzt wieder an Bord ist. Das kam so: Wir schlenderten durch Cambrai, als da plötzlich dieses Schild hing, „Presse“. Presse… Und plötzlich war alles wieder da: Der Geruch von Druckerschwärze, dass Geräusch klappernder Tastaturen, das Dröhnen der Rotationsmaschinen, Geschichten, die das Leben schreibt. Da wusste ich, es geht wieder los. Mal ehrlich, habt ihr mich vermisst?

Unsere nächste Station wird Chartes sein. Ihr hört von mir. 

Eure Chefredakteurin Sally, gerade auf dem Pariser Ring, wo es nicht vorwärts geht.
Liebe Grüße auch von Bild und Text  

Sally in Chartres

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten von Le Monde du Sally,

nach Cambrai standen zwei weitere Highlights auf unserem Reiseprogramm an: Der obligatorische Dauerstau auf dem Pariser Ring und dann Chartres, das, wie Herrchen sagt vor allem für seine hübsche Kirche bekannt ist.


Chartres liegt auf einem Hügel, an dessen höchster Stelle die Kathedrale alles überragt. Im neunten Jahrhundert schenkte eine byzantinische Königin König Karl dem Kahlen (KKK) ein Gewand, das Maria bei der Geburt Jesu getragen haben soll. KKK reichte es, warum auch immer, an die Kathedrale von Chartres weiter. Seitdem floss jahrhundertelang ein steter Pilgerstrom nach Chartres. Der füllte den Stadtsäckel so gut, dass sie sich nach dem Brand der alten Kirche etwas richtig Schickes leisten konnten: eine riesige gotische Kathedrale.

Verwunderlich ist allerdings die große Anzahl von Engländern, die ja bekanntlich mehrheitlich nicht katholisch sind. Insgesamt scheint das Pilgerwesen etwas nachzulassen, aber sie holen das Geld jetzt über die Getränkepreise wieder rein: kleines Glas Wein 8,90 Euro.



Wie schon gesagt: Wenn wir zu Hause erzählt haben, dass wir nach Nordspanien fahren, sind wir immer wieder gefragt worden, ob wir auf dem Jakobsweg wandern wollen. Herrchen, der Moden generell skeptisch gegenübersteht, hat dies stets verneint. Aber was soll ich Euch sagen: Als wir vom Campingplatz in die Stadt gelaufen sind, da war er auf einmal, der Jakobsweg! Ich bin ihn nicht nur gelaufen, ich bin ihn sogar 5 Meter geschwommen. Die anderen beiden haben da nicht mitgemacht, aber gelaufen sind wir ihn auch noch 500 Meter. Herrchen hat dann gesagt, ich solle davon nichts schreiben, er mache sich doch unglaubwürdig. Aber Le Monde du Sally ist schließlich der Wahrheit verpflichtet, auch wenn es schmerzt.

Die Kathedrale ist von außen schon ein sehr imponierendes Gebäude. Wie es von innen aussieht kann ich nur aus zweiter Hand berichten, da sie mich mal wieder nicht reingelassen haben. Aber Frauchen und Herrchen haben übereinstimmend gesagt, dass sie es mit der Kathedrale von Canterbury an Atmosphäre nicht aufnehmen kann. Herrchen meint, sie hätten wohl alles frisch gestrichen und es sieht so aus, als sei sie gerade erst gebaut worden. Absolut wunderbar seien allerdings die Skulpturen, die im Inneren der Kathedrale ein umlaufendes Band bilden. Komischerweise stehen die nicht in unserem Reiseführer. Neogotisch? 


Nach der Besichtigung der Kathedrale sind wir noch in der wunderschönen Altstadt rumgelaufen, bis Herrchen mal wieder sagte, wir sollten uns doch ein kleines nettes Restaurant suchen. Das kennen wir doch schon, habe ich mir gedacht. Der denkt ja echt nur ans Futter, genau wie ich. Aber er behauptete, es gebe da noch einen anderen Grund: In 20 Minuten würde ein ziemlicher Regen losgehen. Frauchen hat dann eine nette Creperie gefunden, wo alle Leute draußen saßen und es innen ganz leer war. Ich kam mir schon blöd vor, dass wir als Einzige drinnen sitzen wollten.
Die beiden haben erst mal bestellt. Frauchen stilecht Galette Bleue: mit Kartoffeln, Käse und Salat. Herrchen: Galette basquaise, ein Widerspruch in sich. Ein bretonisches Gericht auf baskische Art. So ein Quatsch. Aber da ist scharfer Pfeffer drin, da muss er mir nichts abgeben. 

Als dann nach 20 Minuten draußen immer noch alles in Butter war, haben Frauchen und ich die Augen verdreht. Der und seine Wetter-App! Er hat dann ganz hektisch auf seinem Handy herumgetippt, denn schließlich stand seine Glaubwürdigkeit als Wetterfrosch auf dem Spiel. Er sagte dann, ein paar Minuten müssten wir uns noch gedulden und tatsächlich: Kurz danach fing es an zu regnen. Die Leute draußen rückten enger zusammen unter die Markise. Dann wurde es richtig dunkel, es blitzte und donnerte, schüttete wie aus Eimern und ein paar Tische und Stühle flogen die Straße entlang. Innerhalb von einer Minute waren wir drinnen nicht mehr allein. Kein Tisch mehr frei!
Nach dem Essen noch ein Kaffee, nur um bleiben zu können. Nach zwei Stunden wurde der Regen etwas weniger und wir wollten endlich gehen. An viele Gäste wurden große Mülltüten verteilt: umfunktioniert als Regencapes, tres chic. 
Herrchen und Frauchen hatten ihre eigenen Regenponchos dabei, aber wen haben sie wieder vergessen? Und als wandelnde Mülltüte laufe ich nicht rum, da werde ich lieber patschnass.



Ein weiteres Highlight in Chartres sind die Lichtinstallationen, ab 21 Uhr in der ganzen Stadt und an der Außenfassade der Kathedrale. Ständige traumhafte beleuchtete Szenen auf den Kirchenfassaden, Brücken und Waschhäusern mit wunderschöner Musik. Einfach zauberhaft. Wie ihr seht, ist Le Monde du Sally mit Cambrai und Chartres voll ins Nachtprogramm eingestiegen, einschließlich Nachtwanderung mit Taschenlampe durch den Wald zum Campingplatz. Natürlich mit Wachhund! Heute geht es weiter in den Süden. 
Le Monde du Sally bleibt am Ball.

Liebe Grüße

Eure Sally und die beiden Zufallspilger   

Sally in Saintes



Liebe Leserinnen und Leser von Le Monde du Sally,

von Chartres ging es weiter nach Saintes. Das kennt wahrscheinlich kaum einer von Euch und auch Herrchen hat es nur zufällig gefunden, als er eine weitere Station auf dem Weg nach Spanien gesucht hat.
Es stellte sich heraus, dass Saintes ein wunderschönes kleines Städtchen an der Charente ist, mit südfranzösischem Flair, hell und freundlich. Wir haben uns in eins der vielen belebten Straßencafes gesetzt. Frauchen bestellte einen Weißwein und Herrchen fragte, was denn der „Schaumwein des Tages“ sei. Der sei aus der Gegend und sehr gut, sagte die Kellnerin. Er kam dann und war sehr schlecht. Auch Frauchens Weißwein war, nun ja, etwas speziell. Mich kann man ja ohnehin mit dem ganzen Zeug jagen. Aber das tat der guten Laune keinen Abbruch und wir gingen beschwingt zurück, mit dem Vorsatz, da nicht mehr hinzugehen.

Die Nacht war lau und Bildredakteurin Frauchen hat sich in Ermangelung kitschiger Sonnenuntergänge inzwischen stark auf städtische Nachtszenen spezialisiert. Ihr nächstes „Night-Life -Special“ findet Ihr nachstehend.



Am nächsten Morgen sind wir wieder los und Frauchen wollte sich als erstes den Germanicusbogen ansehen. Das ist so ein alter römischer Triumphbogen, der da irgendwo herumsteht. Herrchen fing gleich wieder an zu erzählen, dieser Gemanicus sei überhaupt kein Germane gewesen, sondern ein Römer, der versucht hat, Germanien zu erobern, was aber nicht so richtig geklappt hat. Und dann kriegt der auch noch diesen Namen, der ihn immer wieder an die Schlappe erinnert… 
Ich habe dann nicht mehr zugehört, immer langweilt der einen mit diesen zweitausend Jahre alten Geschichten. Zum Glück kam der französische Nachbar vom Campingplatz. Dachte ich…
Aber geschissen! Der fing auch gleich mit dem blöden Bogen an und hörte nicht mehr auf. Mit anderen Worten, das Gleiche noch mal auf englisch und wir kamen nicht weg! Nachdem endlich alles durchgekaut war, sind wir weitergelaufen.


Und da war dann dieser wunderbare Laden mit der Aufschrift: „Chiens Services „. Chien bedeutet Hund. Das klingt doch schon viel besser. Chapeau habe ich gedacht, diese Franzosen! Ich habe dann Bildredakteurin Frauchen sofort beauftragt, ein Foto davon zu machen. Vielleicht kommt sie ja von allein darauf, dass es in unserem Dreierteam ansteht, dem Hunde-Service-Gedanken etwas mehr Geltung zu verschaffen.
Ich hätte da schon einige Ideen:
-Warum bekomme ich eigentlich immer das Abendessen als letzte?
-Warum bekomme ich Sonderverpflegung und nicht das, was die auf dem Teller haben?
-Was ist mit Zwischenmahlzeiten? Apero, Amuse- Gueule wie z.B. Kaviar, Leberpastete, Trüffelkäse, nur als Beispiel.
-Warum haben wir eigentlich keinen Swimmingpool im Garten?
Ich gerate ins Schwärmen…


Zurück nach Saintes und in die Realität: Von Herrchens Schokokuchen (auf dem Foto getarnt durch ein schwarzes T-Shirt) bekomme ich trotz deutlich bekundetem Interesse gar nichts! Der alte Schokoholiker! Da ist beim Service aber noch viel Luft nach oben! 

Saintes hat einige sehr schöne Kirchen. Dahin machten wir uns auf den Weg und plötzlich war er wieder da, der Jakobsweg. Herrchen sagte, wir nehmen eine andere Strecke, aber das war natürlich Quatsch. Und so sind wir diesmal einen Kilometer gepilgert. Bin gespannt, wieviel Kilometer wir insgesamt pilgern. Ich meine: Nordspanien, da soll er sich doch nichts vormachen, da geht doch jede Straße nach Santiago de Compostela!



Sie waren dann in der Krypta der Kirche St.-Eutrope. Wie immer durfte ich nicht mit rein. Herrchen sagte hinterher, dass sei die schönste Krypta, die er je gesehen habe. Die sei wirklich zum niederknien. Hätten da auch welche getan…
Den Abend haben wir locker ausklingen lassen und am nächsten Morgen hat es dann geschüttet wie aus Eimern. Und Überraschung: Kein Strom. Herrchen musste raus, um alles zu regeln. Er kam dann rein und meinte, ich könne mich ja auch mal nützlich machen. Er sei trotz Regenjacke schon patschnass und von uns dreien sei schließlich ich der Wasserhund. Ob ich immer ins Wasser springe oder es regne, sei schließlich im Ergebnis egal.
Also, so kann er einer Dame aber nicht kommen! Ich habe ihn abschätzig angeguckt und habe ihn gefragt, wenn er im Regen stehe, ob es genauso schön sei wie im Meer zu baden? Da hat er endlich seine Klappe gehalten, ist wieder ab in den Regen und hat getan, was getan werden mußte.
Schrecklich, immer muss man sie erziehen.

Liebe Leserinnen und Leser, hiermit endet vorläufig unsere Frankreich- Berichterstattung. Welche weiteren Abenteuer vor uns liegen, erfahrt ihr in der nächsten Folge.

AU REVOIR, Eure Sally und das Serviceteam (mit einigem Verbesserungspotiential).
 

Sally Ole



Buenos Dias, liebe Leserinnen und Leser,

erstmals betrete ich spanischen Boden weil ich in die Chefredaktion von “ La Voz de Sally “ gewechselt bin.
Spanien, das Land der Sangria, des Flamenco, des Stierkampfes, Mutterland der Gitarre, Traumziel sonnenhungriger deutscher Urlauber schon seit 70 Jahren, bekannt für seine Hitzerekorde.
Empfangen wurden wir mit Regen…
Das haben wir übelgenommen! Jeder kennt die Costa Del Sol. Wir waren offenbar an der Costa de la lluvia gelandet. Damit Ihr es nicht googeln müsst: lluvia heißt Regen! Na prima, habe ich gedacht, da hat es unser Reiseplaner Herrchen mal wieder so richtig verkackt.



Unser erstes spanisches Ziel war Hondarribia, ein nettes kleines Städtchen direkt hinter der Grenze. Und dann kam der Campingplatz! Glücklicherweise haben sie zuvor angerufen und den letzten freien Platz reserviert. Wobei, Glück?…
Herrchen musste von einer abschüssigen Straße rückwärts rechtwinklig in einen schmalen Stellplatz zurücksetzen, der höher lag und dessen Befestigung gerade weggebrochen war und der aus ein paar Betonsteinen und viel matschigem Lehm bestand. Herrchen hat Blut und Wasser geschwitzt. Geschieht ihm recht! Immerhin, der Typ vom Campingplatz war ganz entspannt und sah alles ganz locker, auch das unser Wohnmobil recht schräg stand. So schräg, dass Frauchen nachts schon mal zu Herrchen herüberkullerte. Und da musste ich schon aufpassen, dass ich nicht eine Etage tiefer darunter lag, wenn das Kullern noch weiter gehen sollte.
Sie haben dann ihre Regencapes eingepackt und wir sind zur Stadt gelaufen. Dass sie meinen Regenmantel vergessen haben, darüber sprachen wir ja bereits… 


Wir haben uns dann das Städtchen angesehen. Landestypisch sind offenbar Balkone an der Vorderfront, teilweise bunt bemalt. Herrchen hatte wieder was zu mäkeln. Für ihn sahen die Balkone ziemlich nach Baumarkt aus. 
Der Regen wurde stärker, sie haben sich ihre Regenponchos angezogen, meine vorwurfsvollen Blicke ignoriert und wir sind zurückgelaufen. Das muss man sich mal vorstellen: Die hatten sie sich für die schottischen Highlands gekauft und hier im Süden kommen sie richtig zum Einsatz.

Der Regen trommelte die ganze Nacht aufs Wohnmobil. Frauchen trägt Ohrstöpsel. Und ich? Dabei können Hunde 7x so gut hören wie Menschen!
Der nächste Tag ließ sich zunächst gut an. Sicherheitshalber hatten sie große Schirme mitgenommen und wir sahen uns den Hafen an. Frauchen sagte, das Wetter sei doch viel besser als die Wettervorhersage. Das sollte sich ändern.


Gegen Mittag sind wir in das Fischerviertel gegangen, wo es viele schnuckelige Bars und Restaurants gibt. Da fing es an zu nieseln und wir wollten uns irgendwo reinsetzen, aber da kam der wahre spanische Charakter zum Vorschein: Es stellte sich nämlich heraus, dass es da eine ganz üble Hundediskriminierung gibt. In Spanien dürfen Hunde nicht in Restaurants. Man sollte sie vor den europäischen Gerichtshof zerren, zusammen mit diesen Norwegern, die auch diese unsäglichen Verbote haben.
Im Regen sitzen und überteuerte Tapas essen wollten sie dann auch nicht. Nach zwei Teigtaschen und köstlichen Kuchenpralinen vor einer Bäckerei in einer Regenpause sind wir in die Altstadt gelaufen.


Und da ging es dann richtig los. Es schüttete von jetzt auf gleich wie aus Eimern. Unter den Arkaden, zu denen wir und andere uns geflüchtet hatten, bildete sich eine große Menschenmenge. Dazu muss man wissen, dass das Regenfallrohr als solches in Spanien anscheinend nicht die gleiche Bedeutung hat wie bei uns. Es gibt stattdessen oben an den Regenrinnen  kurze schräge Wasserrohre (Wasserspeier), die das Wasser in einem Schwall auf die Fahrbahn schütten. Ein großes Spektakel. Wer da nicht aufpasst: klatschnass in zwei Sekunden!
Ich muss schon sagen, dass kam mir ziemlich spanisch vor!
Diesmal kamen Regencapes und Regenschirme zum Einsatz und wir waren dann froh, in unserem feuchtwarmen Wohnmobil zu sein. Hier hielt uns nichts mehr. Aufbruch! 

Am nächsten Morgen an der Rezeption kam Herrchen mit einem Deutschen ins Gespräch, der einen netten großen Hund an der Leine hatte. Er wollte mit seinem Hund eine Busreise machen. Herrchen hat ihn erst einmal informiert, dass in Spanien auch Hunde in Bussen verboten sind. (Das werden wir beim europäischen Gerichtshof gleich mitverhandeln…).Und dann war da plötzlich, dieser riesengroße schwarze Kater, ca. 7 Meter entfernt. Der machte einen Buckel und der Hund fing an zu bellen. Der konnte offenbar Katzen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung genauso wenig leiden wie ich. Plötzlich rannte der Kater auf den Hund zu, zum Sprung bereit, um ihm die Augen oder die Nase zu zerkratzen.
Als er noch 50 cm von dem Hund entfernt war, hat Herrchen ihm mit dem Fuß einen kräftigen Schubs gegeben. Da hat er es sich anders überlegt und ist abgehauen.
Ein Hoch auf Herrchen, den Retter der Hundenasen. Herrchen hat das dann Frauchen und mir ganz brühwarm erzählt. Und was glaubt ihr? Ich hatte wieder die Arschkarte! Bis zur Abfahrt durfte ich nicht mehr aus dem Wohnmobil raus. Vorsichtsmaßnahme von Frauchen.

Als nächstes geht es in die Wüste, na, mal sehen…

Es grüßt Euch Eure Sally und die beiden schrägen Typen   

Durch die Wüste



Liebe Leserinnen und Leser von La Voz de Sally,

die ihr gespannt an Euren Empfangsgeräten sitzt, wir müssen zugeben, die heutige Überschrift war kontrovers.
Textredakteur Herrchen hatte den Titel: „Sally der Wüstenhund“ vorgeschlagen, aber ich habe das abgelehnt. Auch wenn ich farblich gut zu Wüsten passe, habe ich zu ihnen keine besondere Neigung.
Und vor allem haben wir bei realistischer Betrachtung in unserer Leserschaft genügend Personen, die alt genug sind, um in ihrer Jugend Karl May gelesen zu haben. Und da ist der Titel des ersten Buches des Meisters ein genialer Anreißer, auch wenn der nächste Titel definitiv nicht “ Durchs wilde Kurdistan“ heißen wird.

Warum überhaupt durch die Wüste? Ganz einfach, weil Frauchen sich das zum Geburtstag gewünscht hat. Sie sei noch nie in einer Wüste gewesen und da wäre es auf jeden Fall jetzt mal allmählich Zeit. Da machen wir natürlich möglich, was möglich ist.
Die hier in Rede stehende (Halb-) Wüste Bardenas Reales hat sogar ein Besucherzentrum, was nicht jede Wüste von sich sagen kann. Herrchen hatte sich nach der Mittagspause dort früh angestellt und kam dann auch als Erster dran. Die Frau am Schalter knallte ihm eine Wüstenkarte auf den Tresen, spulte fünf Sätze in englisch herunter und malte Pfeile auf die Karte, wonach man an der dortigen Militärstation auf den dortigen Rundweg gefälligst rechts abzubiegen habe.
Herrchen stellte noch zwei Fragen, die mit erkennbarer Missbilligung knapp beantwortet wurden. Herrchen hat dann gesagt, ihm sei das Wurscht, in 35 Jahren als Anwalt habe er soviel Missbilligung erlebt, das mache ihm nichts aus. Nach 5 Jahren Harmonie sei das sogar ganz erfrischend. Frauchen und ich als bekennende Harmonikerinnen sehen das natürlich ganz anders. Rabatz brauchen wir nicht!



Als gute Deutsche sind wir natürlich dann weisungsgemäß rechts abgebogen und sind in einer Mondlandschaft gelandet. Auf der Schotterstrecke hat das Wohnmobil heftig gerumpelt und ich wurde kräftig durchgeschüttelt, obwohl wir nur 20 km/h gefahren sind.
Am einem verfallenen Haus haben wir angehalten. Herrchen war ganz begeistert. Hier könne man Fotos machen wie aus einem Western. Der Feigling fliegt ja nicht. Da war das hier sowieso seine einzige Möglichkeit, Westernfotos zu machen. Obwohl: Ich fliege auch nicht!  Acht Stunden in einer Gepäckbox im Laderaum, ich bin doch nicht bekloppt.

Übernachtet haben wir auf einem Stellplatz und sind an Frauchens Geburtstag wieder in die Wüste gefahren. Am Vormittag waren uns so viele Autos entgegengekommen, dass wir diesmal auch links rum gefahren sind. Und es stellte sich heraus, dass da der schönste Abschnitt des Weges war, den wir am Vortrag nicht gesehen hatten.

Bildredakteurin Frauchen hat ganz viele Fotos gemacht und war hin und weg. Trotz Leinenzwang haben sie mich laufen lassen. Es gibt in Spanien ja auch eine große anarchistische Tradition…
Ansonsten kann ich persönlich Wüsten nicht allzuviel abgewinnen. Das Wohnmobil scheppert, es ist heiß und trocken, es gibt keine Bäume zum Schnüffeln, keine Wiese zum Pinkeln und kein Wasser zum Schwimmen.
Letzteres war allerdings ein Irrtum, sie haben tatsächlich eine Oase mit Wasser für mich gefunden. Ich hielt es für eine Fata Morgana, aber es war real. Da war ich kurzzeitig versöhnt. Abkühlen nach soviel Staub und Hitze.


Mittags haben die dann mit Sekt auf den Geburtstag von Frauchen angestoßen. Frauchen saß auf Wüstenfelsen und war begeistert. Wir haben den ganzen Tag in der Wüste verbracht und abends sind wir dann noch essen gegangen auf einer gemütlichen Plaza.
Netter Kellner, wenn es nach dem gegangen wäre, hätte ich noch die Crema Catalana auslecken dürfen. Aber bei mir passt Frauchen besser auf Karies auf als bei sich selbst. Auch wenn dieser krönende Abschluss fehlte, war es ein wunderschöner Geburtstag.
Trotzdem hatte ich nachts wüste Träume… Und den Wüstenstaub aus allen Ritzen zu entfernen,das wird dauern…

Erst gab es nichts Süßes und dann wird es salzig. Davon mehr beim nächsten Mal. Wenn das kein Cliffhanger ist!

Es grüßen Euch Eure Sally und die Wüstlinge. 

Sally im Salz


Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich ist „La Voz de Sally“ ja als Wochenzeitung ausgelegt, aber zurzeit überschlagen sich schon wieder die Ereignisse, so dass die Redaktion jede Menge Extraschichten schiebt.

Von der Wüste fuhren wir in Richtung Añana, wo es alte und berühmte Salinen gibt. Und kaum waren wir auf der Autobahn, da war da ein Schild, dass sie als Teil des Jakobsweges auswies. Herrchen hat die Augen verdreht. Motorpilgern! Mit Maut! Das geht selbst mir zu weit. Zum Glück mussten wir auf der Autobahn wenigstens nicht latschen!

Irgendwann sind wir in Añana angekommen. Herrchen hat natürlich wieder ungefragt mit seiner Geschichtsstunde angefangen und hat erzählt, dass in diesem Tal, in dem es salzige Quellen gibt, schon ganz lange Salz erzeugt wird. Im ganzen Tal gibt es Becken, die auf Holzgerüsten stehen. Dort wird das Salzwasser hingeleitet und in der Sonne getrocknet.
Ich habe dann Herrchen gefragt, wie lange es schon Salinen gibt? Herrchen sagt, die Angaben schwanken zwischen 6000 Jahren und seit dem neunten Jahrhundert. Naja, denke ich, so ganz genau muss man es ja auch nicht nehmen.
Im Grunde war das mal wieder so ein Ziel, zu dem ich nun wirklich keinen inneren Bezug habe. Als ich in Italien von dem Rattengift genascht habe, habe sie jede Menge Salzwasser in mich hineingeschüttet, insoweit habe ich für die nächsten Jahre von Salz erstmal den Hals voll.



Aber immerhin war da ein Bach, in dem ich mich hineinlegen konnte.
Das Wasser war sehr salzig. Herrchen sagte dann, wenn ich trocken sei, würde ich eine schöne Salzsäule abgeben und wahrscheinlich könne er dann bei mir den Salzstreuer füllen. Und wahrscheinlich könne man Salz auch viel besser mit Hunden erzeugen, die trocknen viel schneller als diese Becken. Das war eine ganz bescheuerte Bemerkung. 
Und das mit dem Salz war auch sehr unangenehm. Frauchen hat mich dann erstmal entsalzt. Wir sind dann außen herumgelaufen und Herrchen und Frauchen haben viele Fotos gemacht. Herrchen hat viel über das Gegenlicht gemeckert. Selber Schuld kann ich da nur sagen. Früher aufstehen, Du Langschläfer!


Es stellte sich dann heraus, dass es Führungen durch die Salinen gab, aber natürlich wieder nur ohne Hund, Lebensmittelbereich usw. blabla … Diesmal kam es mir entgegen. Von Salz hatte ich bekanntlich die Nase voll. Frauchen war enttäuscht. In der Saline waren dann jede Menge Leute mit Schirmen zu sehen, wie in Hondarribia, nur ohne Regen. Sonnenschutz? Salzschutz? Corporate Identity? Wir werden es nie erfahren. Rätsel des Alltages.

Im Salinen Shop hat sich Herrchen noch ein Paket Salz gekauft, da stand drauf: „Das beste Salz der Welt“. Damit kann er mir trotzdem wegbleiben. Ich werde Frauchen bitten, mal zwei Rühreier zu machen, eins mit normalem Salz und eins mit dem besten Salz der Welt. Und dann wollen wir doch wirklich mal sehen, ob der überhaupt einen Unterschied merkt, der Gourmetkoch. Natürlich Blindverkostung! 

Abends dann auf einem Campingplatz in der Nähe, nett, aber gesalzene Preise, 

Liebe Grüße

Eure süße Sally und die beiden Salzheringe. 


Sally am Atlantik

Liebe Leserschaft von „La Voz de Sally“,

von Añana ging es sozusagen von Salz zu Salz. Von den Salinen zum Salzwasser des Atlantiks. Frauchen und Herrchen hatten einen besonders fotogenen Strand ausgemacht und da wollten sie knipsen gehen.
Direkt an dem Strand gab es einen Campingplatz. Als wir dort ankamen, war er aber schon für dieses Jahr geschlossen. Lange Gesichter. Schon genug verdient für dieses Jahr? Wir sind dann zu einem anderen Campingplatz in ähnlich schöner Lage gefahren.
Und jetzt stellt Euch mal diese bodenlose Unverschämtheit vor: „No Perro“! Hunde verboten. Herrchen hat noch versucht zu verhandeln, aber sie haben ihren absurden Standpunkt aufrechterhalten. Die verklagen wir natürlich gleich mit.

Wir haben dann einen anderen hundefreundlichen Campingplatz abseits der Küste gefunden und wollten von dort aus gleich zum Strand laufen. Da haben wir erst einmal gemerkt, in was für einer saugefährlichen Gegend wir gelandet waren. Jedes Haus umgeben von einer Mauer, einem Gitter und /oder einem Zaun, fast jedes Haus eine Alarmanlage mit Polizeiruf und in jedem Garten ein großer Wachhund, der jeden, der vorbei ging so laut angekläfft hat, wie er konnte. Vor allem mich, die Blödiane!
Und dann waren wir endlich kurz vor dem Strand und da war das riesige Tor mit dem Schäferhund dahinter. Der fing an zu kläffen und zu knurren und sprang wie ein Verrückter gegen das Tor. Das ging so ca. 30 cm auf und Frauchen verfiel in Schockstarre. Und dann haben wir einstimmig beschlossen, dass uns dieser Weg doch nicht so gut gefällt.
Wir haben einen kleinen anderen Weg gefunden, jedoch wieder mit einem offenen Tor und Warnung vor dem Hund. Da war Frauchen endgültig bedient.
Es ging strammen Schrittes zurück und wir sind dann mit dem Wohnmobil zum Strand gefahren. Sicher ist sicher! Auf dem Parkplatz hat Herrchen erstmal das gemacht, was er „volles Programm“ nennt. Was die Spanier können, können wir auch: Tür- und Lenkradkralle, Zusatzschlösser und Alarmanlage und Schild: „Hund an Bord“, (Kicher…). Damit die spanischen Diebinnen und Diebe gleich wissen, mit wem sie es zu tun haben!



Und endlich dann das unendliche Meer vor mir. Ich habe mir das letzte Salinensalz von den Pfoten gewaschen und durch Meersalz ersetzt. Bin in die Wellen gesprungen und es hat mich glatt umgehauen. Es ist doch anders als das ruhige Mittelmeer. Der Strand hier mit seinen Felsen ist wunderschön und sehr spektakulär.
Bildredakteurin Frauchen hat jede Menge Fotos gemacht und hat dann auch ihre ersten Erfahrungen mit dem Atlantik gemacht. Den hatte sie plötzlich in den Schuhen. Zum Glück hat sie noch ein zweites paar Schuhe eingepackt.

Am nächsten Morgen haben wir dann einen anderen langen Rundweg zum Strand genommen. Der war zwar hundefrei, führte aber über weite Strecken durch enges Dornengestrüpp. Das zerkratzte uns die Beine. Herrchen sagte, das sei hier wahrscheinlich wieder ein Stück vom Jakobsweg und zwar eines, wo man seine Sünden büßt. Also, bei mir gibt es da nichts zu büßen, aber bei den beiden fallen mir schon einige Sünden ein, vor allem im Hundefutterbereich! Wollt Ihr noch mehr hören? Ein andermal…

Das Meer war an diesem Tag ganz schön aufgewühlt. An den Felsen spritzte die Gischt hoch und es war Flut. Die Stelle, wo ich meine Stranddecke hinlegen wollte, war einfach verschwunden. Unverschämtheit! Da konnten wir wieder nur oben an den Felsen entlangdackeln.


Abends haben wir dann die diplomierte Sonnenuntergangsfotografin Frauchen nochmals zum Strand begleitet und sie hat diese Fotoserie für den vielgerühmten Bildteil von „La Voz de Sally“ geschossen. Das sah wirklich so aus. Kein Photoshop! Da wurde selbst ich als knallharte Chefredakteurin ganz sentimental. Und glaubt mir, ich habe schon viel gesehen! 

Romantische Grüße von Eurer Sally und den Bußgängern 


Sally in den Picos de Europa


Hola queridos lectores,

von der schönen Küste, der Playa de Arnia, ging es in die Berge, die Picos de Europa. Das bedeutet, die „Spitzen von Europa“.

Einigen von Euch, insbesondere den Leserinnen und Lesern aus dem alpinen Raum mag dieser Name vielleicht ein wenig hochnäsig klingen, zumal diese Berge nur lächerliche 2600 Meter hoch sind. Nun ist auch dem Spanier Hochnäsigkeit nicht ganz fremd, aber hier hat es andere Gründe.
Textredakteur Herrchen klärt uns auf: Die Berge sind nur ca. 20 km von der Küste entfernt und waren das Erste, was Seeleute im Golf von Biskaya von Europa sahen. Da wollte Frauchen auf jeden Fall hin. Also…

Schon die Anfahrt war eine Herausforderung. Es ging teilweise so eng an Felsen vorbei, dass sie den rechten Außenspiegel eingeklappt haben. Herrchen fährt auch blind. Rechts überholt sowieso keiner! Seit Norwegen wissen sie ja, so ein Außenspiegel kostet 800 Euro.

Unser Ziel war die Ruta del Cares. Das ist eine wirklich unglaublich tiefe Schlucht, durch die man im letzten Jahrhundert einen Weg in den Fels geschlagen hat. Das ist einer der berühmtesten Wanderwege Spaniens. Er wird auch der göttliche Weg genannt. Offenbar will Frauchen doch pilgern und schleppt den ahnungslosen Agnostiker mit.



Wir waren auf einem traumhaften Campingplatz mit Blick auf die Berge, die abends großes Lichttheater für Bildredakteurin Frauchen boten.
Zur Ruta del Cares zu kommen, erwies sich dann aber als schwierig. Für Wohnmobile gesperrt, zum Laufen zu weit, fliegen können wir noch nicht. Wir haben uns dann mit zwei netten Campingplatznachbarn (Annette und Thomas) ein Taxi geteilt. Den Preis erwähnen wir besser nicht… Da durfte ich auch mit, sogar ohne Maulkorb, Danke, Danke,Danke! Auf der Fahrt wurde klar: Mit dem Wohnmobil wäre es gar nicht gegangen. Wir wären spiegellos angekommen. Und die Fahrt ist auch nichts für Leute mit schwachen Nerven. Augen zu und durch.



Heil angekommen und dann ging es los. Die Ruta del Cares ist spektakulär, auf der einen Seite geht es steil hoch und zur anderen Seite steil runter. (Ohne Geländer) Der Weg ist nur breit genug für zwei Leute nebeneinander. Für Leute mit Höhenangst mehr als eine Herausforderung. Ich musste Herrchen schon an einer ziemlich kurzen Leine halten.
Herrchen und Thomas haben über Fototechnik gefachsimpelt und Bildredakteurin Frauchen hat schweigend ihre Arbeit gemacht. Den ganzen Weg (12 km hin und 12 km zurück) sind wir bei 30 Grad nicht gelaufen, zumal wir den schönsten Abschnitt gesehen hatten.
Thomas ist wirklich ein Netter. Der hat mir zum Mittagessen seinen Serranoschinken angeboten, aber Herrchen hat wieder gesagt, dass rohes Schweinefleisch für Hunde gefährlich ist. Dann hat er sich genüsslich selbst eine Scheibe in sein großes Maul geschoben. Manchmal frage ich mich, ob er nicht im tiefsten Inneren ein Egoist ist.



Auf dem Rückweg ist Herrchen plötzlich kräftig angerempelt worden. Er hat sich umgedreht und sah den Mann, Typ Bodybuilder, der zeigte, Herrchen solle sich mehr an die Wand drücken. Sein Gesicht sagte: Ein falsches Wort und Du landest in der Schlucht! Da hat sich Herrchen spontan entschlossen, ihm das, Gnade vor Recht, noch einmal durchgehen zu lassen.
Aber hinterher hat er gesagt, der solle ihm und seinem Schutzhund nicht in Bottrop begegnen!

Den Flüssigkeitsverlust wollten sie ausgleichen mit spanischem Radler in einer Bar, die sich als ziemlicher Missgriff erwies. Überall Katzen! Wie soll man sich da entspannen? Wir haben dann einen jederzeit gefährdeten Nichtangriffapakt geschlossen, aber ich war froh, als wir aus der Bude wieder raus waren!
Ich wirkte in der Tat dann etwas angestrengt und habe mich dann erstmal pennen gelegt. Und das haben die Idioten zum Anlass genommen, mich abends nicht mit ins Restaurant zu nehmen, obwohl es da endlich mal kein Hundeverbot gab. Die arme Sally soll mal ausschlafen. Klingt das ehrlich?
Lamm und Burger habe ich verpasst! Mannomann, mit den beiden machst du echt was durch!
Am nächsten Morgen ging es wieder zur Küste, davon später.

Es grüße Euch

Eure Bergziege Sally und die Gratwanderer  

Sallys Beachparty



Verehrte Leserschaft,

unsere nächste Station war dem Strandurlaub gewidmet, bzw. dem, was die beiden sich unter Strandurlaub vorstellen…
Nicht im Liegestuhl fletzen, sondern über Felsen klettern und Fotos machen. Naja, ich sage mal so: Hauptsache Wasser.
Vom Campingplatz in Cudillero sind wir zuerst zur Playa de Gueirua gefahren. Auf der Straße dahin liefen massenhaft Leute mit schweren Rucksäcken. Na, kommt ihr von alleine drauf? Genau! Jakobsweg… Da ist mir erst einmal klar geworden, was für eine mühselige Sache dieses Pilgern ist, nicht so ein Lifestylepilgern wie Frauchen es heimlich macht. Aber da kann ich nur sagen: Schwerer Rucksack? Mit mir nicht! Den Packesel mache ich für die nicht. Ich will mir doch nichts am Rücken holen! Da bin ich spontan in das Lager der Lifestylepilger übergelaufen.



Unten dann am Strand, da haben wir aber geguckt: Bizarre Felsstrukturen, wie Skulpturen, das war schon sehr beindruckend. Die beiden haben natürlich viele Fotos gemacht und ich habe meine Wasserspiele veranstaltet. Den Strand hatte ich für mich, die Strandprinzessin Sally, quasi alleine. Sonst ist nicht viel passiert.

Dafür war der nächste Tag wesentlich ereignisreicher. Bei den Stränden schauen sie, wann Ebbe ist. Zum einen, damit nicht alles im Wasser verschwindet, zum anderen, damit sie auch heil wieder wegkommen. Frauchen ist da etwas traumatisiert, weil wir in der Bretagne schon mal die Hubschrauberrettung von Leuten gesehen haben, die sich mit der Flut etwas verpeilt hatten. Das sollte uns nicht passieren.

Wir sind mittags los, um an der Playa de Campiecho die Ebbe abzupassen.
Die gute Nachricht: Es gab einen kleinen Parkplatz direkt am Strand.
Die schlechte Nachricht: Der Weg dahin.

Eine schmale einspurige Straße durch Felder und Wald, mit 10 % Gefälle und ohne Ausweich- oder Wendemöglichkeit. Frauchen hat Stoßgebete zum Himmel gesendet und tatsächlich, es hat funktioniert. Wir sind heil unten angekommen und wegen des schlechten Wetters war noch einer der vier Parkplätze frei. Überraschung: Auf dem Gelände des Fischhandels nebenan, stand ein riesiger Sattelschlepper. Alle Hochachtung für den Fahrer. Gut, dass der uns nicht entgegengekommen ist.
Als wir endlich loslaufen wollten, kam uns ein Franzose entgegen, der uns warnte, auf dem Weg nach unten zum Strand sei es sehr glatt. Er habe sich gerade auf die Nase gelegt und war auf dem Weg zum Verbandskasten.
Da kam dann ihre bewährte Alpinausrüstung zum Einsatz, Wanderschuhe und Gehstöcke. Meine bewährte Alpinausrüstung besteht ja aus vier Pfoten. Immer dabei! Da sind die dann runter auf drei Beinen und Eure Sally mit einem Bein mehr. Damit ging es so gerade. Herrchen hätte es trotzdem beinahe noch geschafft, sich auf die Nase zu legen.
Wieder ein großartiger Strand. Nach vielen Fotos sind sie noch weitergekraxelt zu einer Höhle, die zum Fotografenpflichtprogramm dieses Strandes gehört. Herrchen hat ein paar Fotos aus der Höhle gemacht und dann hat sich Bildredakteurin Frauchen hinter ihn gestellt und hat ihm gesagt, er solle ihr aus dem Bild gehen. Bildredakteurinnen können sehr empfindlich sein, wenn Textredakteure ihnen ins Handwerk fuschen. Er musste dann seine Fototasche aus ihrem Bild nehmen, aber beim Stock hat er sich geweigert. Der ist jetzt auf den Bildern zu sehen. Irgendwann ging Frauchen zum Höhlenausgang und wurde ganz unruhig, weil man an diesem Abschnitt des Strandes den Wasserstand nicht sehen konnte.



Herrchen blieb noch in der Höhle und wollte noch ein paar Fotos machen. Plötzlich kam ein scharfer Pfiff, sofort identifizierbar als Frauchens Zweifingerpfiff. Herrchen erzählte hinterher, er habe sofort etwas Schlimmes befürchtet. Frauchen gestürzt oder umgeknickt, Chefredakteurin Sally Bein gebrochen? Er packte sofort seinen Krempel und kam angelaufen.
Frauchen hatte die Befürchtung, von der Flucht eingekesselt zu werden. War natürlich nicht der Fall. Manchmal glaubt sie selbst einem Tidenkalender nicht.
Mit einem weiteren Stoßgebet sind wir wieder heil und ohne Gegenverkehr oben an der Hauptstraße angekommen.



Am frühen Abend ging es dann nach Cudillero. Das ist ein Fischerort, der in einem tief eingegrabenen Tal am Meer liegt, sehr malerisch mit einem gewissen morbiden Charme. Der Hinweg geht steil abwärts bis in den Hafen. Da sind wir essen gegangen. Frittierten Seeteufel kann ich ja noch verstehen, aber Calamares in Tinte? Da kann ich ja gleich am Füllfederhalter lutschen! Wenigstens war die Tinte nicht blau, sondern schwarz und schmeckte dann doch ganz lecker, fand ich.
Aber Frauchen hat später ganz schlimme Magenschmerzen bekommen. Ob sie daraus lernt? Man weiß es nicht.
So endete ein in jeder Hinsicht ereignisreicher Tag. Morgen geht es weiter zum nächsten Strand. Die können den Hals echt nicht vollkriegen.

Es grüßt Euch

Eure Sally von der Küstenwache und die beiden Risikobadegäste  

Sally am Premiumstrand



Liebe Leserinnen und Leser der Strandbeilage von La Voz de Sally:

schon wieder ein Strand! Diesmal die Playa des Cathdrales in Galicien mit 30 Meter hohen Felssäulen und – bögen.
Ausgesucht hat den Strand Frauchen. Spätestens da müssten doch jedem die Schuppen von den Augen fallen. Allein der Name des Strandes! Aber Herrchen merkt immer noch nicht, dass er sich auf einer raffiniert getarnten Pilgerfahrt befindet.
Zu diesem Strand pilgern im Sommer so viele Leute, dass sie den Zugang begrenzen und man weit im voraus Tickets bestellen muss. Frauchen war begeistert, dass im Oktober freier Zutritt ist. Und außerdem sei dann dort auch nichts mehr los… Sie hätten gewarnt sein sollen, aber zwei menschenleere Traumstrände hatten sie leichtsinnig gemacht.


Um es mal so zu sagen: Wir waren nicht allein. Mir persönlich war das wurscht. Ich muss nicht unbedingt alleine baden und ich habe nichts gegen Leute, die mich kraulen.
Aber Bildredakteurin Frauchen hat es schier in den Wahnsinn getrieben. Man konnte glauben, dass es eine geheime Choreographie gab. Wenn einer endlich Frauchen aus dem Bild lief, wurde sofort der Nächste von der anderen Seite hereingeschickt, um dort stehen zu bleiben, mit dem Handy zu spielen, Unmengen von Selfies zu knipsen oder sich ausgiebig fotografieren zu lassen.



Aus purer Verzweiflung haben sie dann angefangen, Touristen zu fotografieren. Und da muss ich sagen, von denen hätten sie was lernen können. Bei Fotos einfach in die Kamera lächeln reicht nicht mehr! Auf einem Bein stehen, das andere Bein und die Arme in die Luft heben, tanzen, in Gruppen die Arme in die Luft recken, kniehoch im Wasser waten und dabei posieren… Sie sollten dem Neuen gegenüber wirklich aufgeschlossener sein, auch wenn La Voz de Sally im Grunde eine wertkonservative Zeitung ist.
Zu Hilfe kamen Frauchen schließlich Filmaufnahmen am Strand. Prima, dachte ich, ich werde gerne gefilmt! Aber statt einer Sally-Doku wollten sie doch lieber eine Strand- Doku machen. Selber schuld, der Strand ist immer da, aber ich bin bald wieder weg! Alle Leute und Hunde wurden dann freundlich gebeten, die imposanten Felsen zu verlassen. Aber Frauchen hat sich natürlich gleich die Pole-Position für die Rückkehr gesichert und hat ihre Fotoserie geschossen, bevor die Anderen ihr wieder ins Bild gelatscht sind.



Und so können wir unseren Leserinnen und Lesern diese wunderbaren und eindrucksvollen Felsen präsentieren, sowie einige verwunschene Höhlen, die für die allgegenwärtigen Selfies zu dunkel waren. Herrchen hat dann gesagt, er würde die Leute in den Fotos einfach wegstempeln. Aber so arbeiten wir hier natürlich nicht! Ich will mal hoffen, dass er es mit seinen Texten genauer nimmt. Da werde ich in nächster Zeit aber noch gründlicher gegenlesen!



Der Strand war so atemberaubend, dass wir uns dort zwei Tage aufgehalten haben. Von dem Filmteam wurden wir schon als alte Bekannte begrüßt. Das Zeitungsteam von La Voz de Sally hat dann im Café mit Meerblick zusammen mit zwei netten Ulmern auf den erfolgreichen Arbeitstag angestoßen und plant jetzt den langsamen Rückweg.

Es grüßen Euch vom Kunstwerk der Natur

Eure Sally und die beiden Strandläufer  


Sally auf spanischer Städtetour

Liebe Leserinnen und Leser von „La Voz de Sally“,

Und schon wieder überschlagen sich die Ereignisse. Die Redaktion macht wieder Nachtschichten!

Als nächstes Santillana Del Mar, das sich schönste Stadt Spaniens nennt. Mit Recht? Wir wissen es nicht! Aber wenn, dann eher schönstes Dorf. Santillana ist recht überschaubar.



Frauchen ist etwas enttäuscht, Herrchen lobt das geschlossene mittelalterliche Stadtbild. Frauchen sagt, dass es viele italienische Städte gibt, die viel schöner sind. Herrchen weist auf die vielen spanischen architektonischen Besonderheiten hin. Frauchen sagt, dass er davon gar keine Ahnung hat.
An dieser Stelle schreite ich ein. Sie müssen ja nicht schon wieder versuchen, sich für das Feuilleton der FAZ zu bewerben.

Wir einigen uns dann auf folgenden Text: Santillana ist eine sehr schöne und sehr kleine spanische Stadt, die von Glück reden kann, dass sie nicht mit italienischen Städten konkurrieren muss (an dieser Stelle waren wir drei Italophilen uns sofort einig!).
Wir beklagen eine gewisse Überrenovierung (Rothenburg ob der Tauber, San Gimignano, etc.) und die drastische Überrepräsentanz von Andenken- ,Wurst- und Käseläden.
Wie das hier wohl im August aussieht?
Nebenbei: Auch der sehr schlichte Campingplatz schlägt in der Saison richtig zu. Zum Glück sind wir außerhalb der Saison!

Zu erwähnen sind noch drei Dinge:
1. Hier konnte man einmal sehen, wie ein richtiger Profifotoapperat aussieht, nicht diese kleinen Knipsdinger, die die beiden verwenden. Herrchen meinte dann, das Teil habe wahrscheinlich ein digitales Innenleben. Aber das ist nur der pure Neid.
2. Da war dieser Skulpturenpark von einem Künstler namens Jesus Otero. Da wollte Frauchen auf jeden Fall rein. Jesus! Und wieder auf den Straßen diese Muschelzeichen. Wann begreift Herrchen endlich, in was für eine Pilgertour er reingeraten ist?
3. Dann war da dieses Schild „Hospedaje Angelica“. Frauchen hat energisch bestritten, damit zu tun zu haben. Kann man ihr glauben? Warum wollte sie dann hier hin? Das wird noch zu klären sein…

Danach sind wir nach Plentzia gefahren, um schon mal in der Nähe von Bilbao zu sein. Vom Campingplatz sind wir zur Stadt gelaufen. Auf dem Weg vorbei an dem Strand, wo eine Menge los war. Ein warmer Sonntag im Oktober. Der Großraum Bilbao mit einer Millionen Einwohner in der Nähe, was haben sie erwartet? Die beiden haben dann abgelästert: Sich im Sand zu wälzen, sich die Haut zu verbrutzeln und dumpf aufs Meer zu stieren, dass fänden sie superblöd.

Das hab ich sofort abgewürgt. Eine neue Marketinganalyse hat ergeben, dass 27,19 % unsere Leser*innen genau diese Art von Urlaub machen und die wollen wir doch schließlich nicht verprellen, oder? Und außerdem mag ich Sandstrand! Von einem unausgelasteten Rentner mit Sandabneigung und einer Bildredakteurin mit ADHS lasse ich mir doch nicht meine Verkaufszahlen in den Keller bringen! Nichts davon wird in unserer Zeitung stehen!


Wir haben uns dann die nette Altstadt von Plentzia angeschaut und sind am Schluss in eine Bar auf einem schönen alten Platz gegangen. Herrchen ging hinterher zahlen und sagte: „Völker hört die Signale!“ Leckerer Weißwein: 1,30 Euro, leckeres Bier: 1,40 Euro. Können die nicht eine Filiale in Bottrop aufmachen? Morgen geht es in die Großstadt Bilbao. Wir sind gespannt.

Es grüßen Euch

Eure Sally und die Redaktionsrüpel

Sally in Bilbao

Liebe Freundinnen und Freunde der baskischen Lebensart (was immer das sein mag…),

wir haben einen der raren Stellplätze oberhalb von Bilbao ergattert und sind von dort in die Stadt gelaufen. Als erstes sahen wir moderne Hochhäuser, schon beeindruckend.



Von da aus sind wir weiter gestiefelt, zu Frauchens Premiumziel, dem Guggenheim Bilbao. Wir biegen um die Ecke und da sind Flatterbänder und Absperrungen. Freundliche Polizisten erklären uns, dass wir da nicht hinkönnen.  Extrem langes Gesicht bei Frauchen! Dazu muss man wissen, dass sie sowieso nicht rein wollten, weil nämlich Hunde keinen Zutritt haben. Ich bin gerührt. Allerdings ist montags sowieso geschlossen.


Aber so leicht gibt Frauchen nicht auf. Wir sind dann zur anderen Seite gelaufen, die sich im nachhinein als die wesentlich fotogenere herausgestellt hat. Dort gibt es auch diese riesige Skulptur, die nun wirklich nichts für Arachnophobiker ist, eine gigantische Spinne, gegen die die Spinne aus dem Harry Potter Film ein nettes Haustier ist.
Mir hat ja der Hund von Jeff Koons wesentlich besser gefallen, der ganz mit bunten Blumen überwachsen ist und viel friedlicher aussieht.

Das Museum ist wirklich spektakulär. Vorher hat Herrchen ja gesagt, bei dem Museum habe Frank Gehry ein bisschen zuviel Gas gegeben. Aber hinterher meinte er, vielleicht sei der Mann doch ein Genie.
Bildredakteurin Frauchen hat geknipst ohne Ende. In Zeiten der Negativfilme wäre das verdammt teuer geworden.



Von den Fotos gibt es für Euch leider nur eine kleinen Ausschnitt. Aber vielleicht, liebe Follower planen wir noch einen bezahlten Premiumzugang. (Die steigenden Kosten im Verlagswesen, ihr versteht …)

Während Frauchen ihren fünfzigsten fiktiven Negativfilm verknipst hat, hat Herrchen gesehen, dass die Polizisten abzogen, Securityleute in dunklen Anzügen in ihren dicken Autos stiegen und ein Polizist sein Gewehr mit Zielfernrohr einsteckte. Für mich wäre das doch nicht nötig gewesen. Wer mag da zur Eröffnung der Picasso-Ausstellung gekommen sein? König Felipe nebst Gattin? Cristiano Ronaldo? Julio Iglesias? Lassie? Warum hat man mich, Prinzessin Sally übergangen? Ich bin eine große Freundin der bildenden Künste!

Danach ein leckeres Mittagessen in einer Tapasbar. Es war wirklich super lecker. Herrchen hat beim Abholen mit Kreditkarte bezahlt. Er wollte ein Trinkgeld geben, da hat ihm die Kellnerin mit Händen und Füßen erklärt, dass das dann nur ihr Chef kriegt. Er hat ihr das Trinkgeld dann in bar gegeben und daraufhin hat ihm die Kellnerin sein Weinglas auf der Theke noch einmal richtig vollgeschüttet. Er war erst ziemlich beschwingt und danach etwas müde.

Danach ging es Richtung Altstadt. Dazu muss man wissen, dass in Bilbao die Orientierung dadurch etwas erschwert ist, dass die meisten Schilder in baskisch sind. Das ist eine Sprache, die mit keiner anderen Sprache irgendwie verwandt ist und eine besondere Vorliebe für den Buchstaben K und die Buchstabenkombination tx hat, keine Ahnung, wie man das ausspricht. Gut, dass ich nur bellen muss, dass versteht auch jeder baskische Hund.  Und da gib’s kein k oder tx!


Schließlich haben wir es doch in die wunderschöne Altstadt geschafft und in einem Straßencafe hat Herrchen heiße Schokolade bestellt und einen heißen festen Schokopudding bekommen, dazu noch Kuchen. Zum ersten Mal in seinem Leben hat der Schokoholiker seine Schokolade nicht aufgegessen. Ich hätte bereitgestanden, aber …
Nach einem weiteren Abstecher zum Guggenheim ging es über eine weitere Tapasbar zurück zum Stellplatz. An dem Tag sind wir aber locker (!) mehr als 10000 Schritte gelaufen. Bilbao ist ziemlich groß. Entsprechend ließen sich die beiden am Schluss etwas hängen, da hatte ich mich gerade warmgelaufen und bin vor den beiden müden Gestalten den Berg hinaufgetänzelt. Frauchen war von Bilbao so hin und weg, dass sie kaum schlafen konnte.
Und in dem Hostel neben dem Stellplatz gab es zwischen 8 und 9 Uhr ein Frühstück, dass im Preis inbegriffen war. Natürlich nicht für Hunde…
Herrchen hat gesagt, sie hätten besser ausschlafen sollen. Der Cafe war eine Plörre und für das Brötchen gab es nur Marmelade und Schmelzkäseecken. Könnt ihr Euch noch an Schmelzkäse erinnern? Die Marmelade war zuckersüß und ohne erkennbaren Geschmack. Sie haben sich spontan entschlossen, den Marmeladennachschub lieber in Frankreich zu kaufen. Aber der Blick von oben auf Bilbao im Morgengrauen sei großartig gewesen.
Jedenfalls sind wir früh weggekommen. Für mich gab es noch die übliche morgendliche Leberwurst. Neidische Blicke von Herrchen und Frauchen!
Unsere letzte Station wird wieder eine Stadt mit Strand sein. Das Wetter ist danach.

Hurrengo arte („Auf Wiedersehen“ auf baskisch)

Eure Sally und die beiden Plattfüßler

Sally in Zumaia


Liebe Leserinnen und Leser,

unsere letzte Station in Spanien war Zumaia. Herrchen wollte da ja eigentlich nicht hin, weil er es schon auf den Fotos blöd fand, dass da mitten in der Altstadt Industriebauten stehen. Aber da ist dieser, ja schon wieder(!): Strand, der, um die Frage einer Leserin zu antworten, tatsächlich Teil eines UNESCO-Geoparks ist. Das lässt sich Frauchen nicht entgehen und also sind wir auch dort wieder gestrandet.



Als erstes stellte sich heraus, dass Herrchens hässliche Industrieanlage mitten in der Stadt in Wirklichkeit eine mittelalterliche Wehrkirche ist. Sollte diese grauenhafte Fehleinschätzung jemals bekannt werden, ist er für jede journalistische Tätigkeit im Kunst- und Kulturbereich für immer erledigt. Das bleibt aber unter uns.
Die Altstadt von Zumaia kann als überschaubar bezeichnet werden, aber das Café war sehr gut. Wir sind dann natürlich zu diesem UNESCO-Strand gestiefelt. Irgendjemand muss da diese ganzen Gesteinsschichten um 90 Grad gedreht haben und das gibt schon interessante Effekte. Warum macht man das nicht öfter?



Das soziale Leben scheint sich offenbar im Wesentlichen an diesem Strand abzuspielen. Einige baden (die Einwohner und ich), andere fotografieren (wie Herrchen und Frauchen und ein paar andere Spinner), einige liegen im Sand (wir sprachen darüber) andere machen Yoga oder auch nur Handstand und wieder andere feiern dort ihre Hochzeit mit stundenlangen Fotoshootings. Und einige Leute laufen stupide ständig von einem Ende des Strandes zum anderen und dann wieder zurück. Sie halten das wohl für Nordic Walking. Mit anderen Worten: Richtig was los. Und wir mitten drin!


Auf der Suche nach interessanten Motiven ist Herrchen tatsächlich zweimal im Gegenlicht mit dem ganzen Fuß in die gleiche Pfütze getappt, Frauchen auch, aber nur einmal. Hilft ja alles nichts, Schuhe auskippen und weitermachen.
Unsere diplomierte Sonnenuntergangsfotografin Frauchen wollte natürlich noch auf das richtige Licht warten und wir haben uns erstmal in die Bar mit Meerblick gesetzt. Die beiden wollten ein Radler trinken. Da war Herrchen gefordert. Wie erklärt man einem Spanier Radler? Okay sagt er, Cerveza heißt Bier und Limonade heißt wahrscheinlich lemonada oder so ähnlich…
So vorbereitet ist er losgelaufen und da war da dieser Zapfhahn, da stand ganz einfach drauf: „Radler“!
Hat allerdings nicht geschmeckt, war zuviel Limonade drin!



Endlich war das Licht soweit und leises Klicken erfüllte den Strand.
Auf dem Rückweg sind wir an Herrchens „Industrieanlage“ ( kicher…) vorbei gekommen und er wollte sie sich dann doch mal von innen anschauen. Nach ziemlich kurzer Zeit kam er wieder und sagte, die Kirche sei nicht sehenswert, sie sei stockdunkel gewesen und irgendjemand lief da rum. Er hatte die Fantasie, der schließt gleich ab und er bleibt da drin. Da ist er abgehauen, der Schisser.
Treue Leserinnen und Leser von La Voz de Sally. Ihr sollt es als erstes erfahren: Dies ist mein vorerst letzter Reisebericht aus Spanien. Ich wechsele wieder zurück in die Chefredaktion von Le Monde du Sally. Kontakte laufen in Spanien über Geschäftsessen, aber Chefredakteurin Sally lässt man nicht mal ins Restaurant. So kann man doch nicht arbeiten!

Jetzt geht es nach Frankreich und dann langsam wieder nach Hause.

Hasta La Vista

Eure Sally und ihr Roadteam

Sally im Perigord und der Auvergne


Bon jour, liebe Mitreisende,

langsam geht es zurück. Unsere erste Station in Frankreich war Bergerac an der Dordogne.
(liegt übrigens natürlich auch am Jakobsweg…)
Der Name Bergerac ist vor allem bekannt durch Cyrano de Bergerac, ein Mann, der sehr schöne Gedichte schreibt, sich aber wegen seiner sehr langen Nase nicht traut, diese seiner Angebeteten zu senden und sie daher einem anderen Verehrer gibt. Das ist für meinen Geschmack eine ziemlich rührselige Geschichte.
Herrchen hat dann gesagt, von uns dreien hätte ich ja die längste Nase und ob ich denn auch Gedichte schreiben könnte? Das ist eine Unverschämtheit.
Und dazu ist folgendes zu sagen:
1. Als Chefredakteurin bin ich in erster Linie der Prosa verpflichtet, aber selbstverständlich gibt es in meinen Texten auch poetische Anklänge. Anstatt mich so blöd anzumachen, könnte der Stiesel ja ruhig mal ein Lobgedicht auf seine Chefredakteurin verfassen, wenn ihm an Lyrik so viel gelegen ist.
2. Jedenfalls habe ich die beste Nase. Der braucht seine doch nur zum Atmen. Ansonsten habe ich für einen Hund eine ziemlich grazile Nase (in einem sehr schönen Farbton). Aber wenn ihm meine Nase nicht passt, sollen sie sich doch einen Mops zulegen, dann können die sich aber ihre Bergtouren gleich von der Backe putzen. Der läuft nach einem Kilometer blau an und dann können sie ihn zurücktragen!



Wo war ich gerade? Ach ja, Bergerac. Es ist ein schnuckeliges kleines Städtchen mit einer schönen Altstadt, die wir uns ausgiebig angeschaut haben. Bekannt ist das Perigord für seine Trüffel. Ich bin aber als Trüffelhund nicht erkannt worden, ist auch besser so.



Von Bergerac ging es nach Salers. Auf dem Campingplatz ging es sehr familiär zu, nach zwei Sätzen war Patrick beim Du. Danach nannte er Herrchen nur noch „mein Freund Roland“. Ich habe es ihnen nachgetan und mich gleich mit ein paar der berühmten Salersrinder angefreundet. Voila: Genevieve, Jaqueline, Chantal, Brigitte. Wir duzen uns jetzt auch. Dazu muss man wissen, dass die Salers-Rinder eine sehr ursprüngliche Rasse sind, von der man Bilder schon in 6000 Jahren alten Höhlenmalereien sieht. Und seit 2000 Jahren wird aus der Milch Käse gemacht. „So ein alter Käse“?,sage ich. Kein Wunder, dass Frauchen sich den Magen verdorben hat! Herrchen sagt, kann nicht sein, der ist so lecker, der wird immer gleich weggeputzt.


Salers ist eines der schönsten Dörfer von Frankreich, das ein geschlossenes Stadtbild aus Mittelalter und Renaissance hat. Herrchen war begeistert. Er hätte ja am liebsten selbst ein Haus mit eigener Zugbrücke.
Man konnte sehen, dass im Sommer auch dort die Hölle los sein muss, aber jetzt war es ganz entspannt.
Und dann waren wir in einem Restaurant! Wir alle drei! Herrchen ist erst rein und hat gefragt, ob Hunde erlaubt sind und die Antwort war: „Bien sur, Selbstverständlich“! Na ihr Spanier, davon könnt ihr Euch aber eine Scheibe abschneiden!


Frankreich, meine dritte Heimat… Baguette, Croissants, Galettes,Terrinen und Pasteten, ich liebe die französische Küche.
Ich freue mich auf die Bars und Restaurants von Vichy und Frauchen auf das Heilwasser, das soll gut für den Magen sein.

Eure Sally und die Pappnasen  

Sally unterwegs in Frankreich



Liebe Freundinnen und Freunde der französischen Lebensart,

nächste Station war Vichy. Um es kurz zu sagen, man kann nach Vichy fahren, muss es aber nicht.
Vichy ist das größte Kurbad Frankreichs und man kann an den großen alten Kästen erkennen, dass hier in der Belle Epoque richtig der Teufel los war.
Der bekannteste Badegast war Kaiser Napoleon III. Für den haben sie sogar eine Bahnlinie gebaut, damit er nicht mehr mit der Kutsche anreisen musste, andere Zeiten offensichtlich. Aber er hat sich schon länger nicht mehr sehen lassen.
Und auch ansonsten hat der Ruf Vichys etwas gelitten. ( Vichy-Regime im 2. Weltkrieg…).



Inzwischen hat Vichy eine gesichtslose Innenstadt und der Park mit den Bädergebäuden ist eine einzige Baustelle. Es gibt zwar noch Stellen mit großartigen Gebäuden und mit morbiden Charme, aber auch Ecken, wo es nur einfach charmlos morbide ist.
Wir wollten dann Frauchen am Brunnenhaus ein Glas Heilwasser für ihren gereizten Magen verpassen, aber da war ein Schild, dass man das Brunnenhaus nur mit einer ärztlichen Verordnung betreten darf.
Da muss diese Brühe aber ziemliche Nebenwirkungen haben, wenn man das Zeug nur auf Rezept bekommt. Da haben wir es natürlich besser gelassen.
Frauchen trinkt stattdessen jetzt Maishaartee, was immer das sein mag. Wenigstens ist er rezeptfrei und hilft auch noch.

Danach haben wir gesehen, dass wir wegkommen und sind nach Tournus gefahren. Das war eigentlich eine Zufallsentdeckung. Herrchen hat irgendeine Zwischenstation in Burgund mit noch offenem Campingplatz gesucht und Tournus gefunden.  Tournus hat uns von Anfang an sehr gut gefallen. Die dortige Klosterkirche St. Philibert ist der älteste erhaltene romanische Grossbau Frankreichs. Vor allem Frauchen war tief beeindruckt. Bei ihrer ersten Besichtigung haben sich Herrchen und die Chefredakteurin von Le Monde de Sally (die da wieder nicht rein durfte) eine halbe Stunde die Beine in den Bauch gestanden. Wenigstens hat sie eine beachtliche Fotostrecke von der Krypta geliefert.



Der Ort ist überschaubar, aber sehr, sehr stimmungsvoll. Und in Burgund kann man hervorragend essen. Tournus hat 5500 Einwohner und vier Restaurants mit Michelin-Stern. Damit hat Tournus pro Kopf der Bevölkerung die höchste Michelin-Stern-Dichte der Welt! Wir sind an einem der Sterne- Restaurants vorbeigekommen. Herrchen hat die Speisekarte studiert und nicht viel verstanden.
Ich habe dann gesagt, in Frankreich dürften doch Hunde mit ins Restaurant, das wäre doch mal eine interessante Erfahrung. Aber Herrchen hat gesagt, erstens glaube er nicht, dass Hunde in Sterne-Restaurants dürfen und zweitens sei er sich ziemlich sicher, dass man da achtkantig rausfliegt, wenn man unterm Tisch seinen Hund mit dem schweineteurem Zeug füttert. Da war ich nicht mehr interessiert. Mir reicht es völlig, ein Stern am Journalistenhimmel zu sein.



Glücklicherweise haben wir dann ein Gourmet-Take-Away gefunden und es ergab sich dann für den Abend folgende Speisefolge:
Flan von Lachs und Ziegenkäse, Steinpilzquiche, Linsensalat, Kartoffelsalat mit Cornichons, Jambon persille‘, frisches Baguette, dazu ein trockener Weißwein aus Bergerac.
Mir persönlich haben der Petersilienschinken und das Baguette am besten geschmeckt. Ach ja, und als Nachtisch Creme caramel beurre sale‘. Da haben wir den Sternetempel gar nicht vermisst. In unserem gemütlichen Esszimmer im Wohnmobil habe ich meinen eigenen Sessel. Da muss ich nicht unter dem Tisch essen.
Bloß Stoffservietten hätten es schon noch sein können!
Apropos gutes Essen. Ich scheine einen neuen Verehrer zu haben, der immer ans Fenster kam, wenn ich vorbei ging und der hat gourmetmässig wirklich den Jackpot: Der wohnt über einer Patisserie! Stellt euch vor, welche Gerüche täglich seine Nase umsäuseln. Großartig!



Allerdings ist mir hier auch eine Katzen-Gang über den Weg gelaufen. Erst war da nur eine Katze in der Gasse. Ich dachte ich hätte sie verscheucht. Aber sie kam wieder, setzte sich gemütlich hin. Stille. Plötzlich: drei weitere Katzen biegen um die Ecke und kommen bedrohlich auf uns zu. Überzahl! Eine Falle? 4:1, wie unfair. Herrchen zischelte dann, sie wären ja auch noch da und viel größer. Dann zogen sie Leine, die Katzen. Manchmal kann man sie ja doch brauchen, diese Redakteure.

Wir fanden es in Tournus so schön, dass wir länger geblieben sind. Mittlerweile ist es grau, regnerisch und kühler geworden. Es geht jetzt weiter Richtung Deutschland. Heute geht es erst einmal weiter nach Strassbourg.

Es grüßen Euch

Eure Sally und die gescheiterten Kurgäste  

Sally in Strasbourg


Cheres lectrices, chers lecteurs,

unsere letzte Station in Frankreich war diesmal Strasbourg. Der dortige Aufenthalt lässt sich in zwei sehr unterschiedliche Teile teilen: Freitag und Samstag.



Freitag: Wir sind am späten Nachmittag auf dem Campingplatz angekommen und sind noch auf eine Runde in die Stadt gelaufen. Wie jedesmal waren wir von der Schönheit der Stadt beeindruckt. Durch Parks, Straßen und Gassen sind wir zum Münster gelaufen. Etwas befremdlich war die hohe Präsenz von Soldaten mit Maschinenpistolen, vermutlich wegen der durch den Krieg angespannten Sicherheitslage. In einer kleinen dunklen Gasse plötzlich zehn Schwerbewaffnete hinter sich zu sehen, ist schon etwas eigenartig. Wir haben schon kurz den Atem angehalten, bis klar war, dass wir nicht gemeint sind. Zurück dann nicht mehr durch den dunklen Park mit Shitgeruch, sondern über erleuchtete Straßen. Große Vorfreude auf einen ganzen langen Tag in Strasbourg.



Und dann kam der Samstag …

Frauchen hatte den festen Willen bekundet, diesen zauberhaften Lebensmittelmarkt am Rande der Altstadt zu besuchen, der uns vom letzten Mal in so besonderer Erinnerung geblieben ist. Hektisches googeln beim Frühstück. Ergebnis: Der zauberhafte Lebensmittelmarkt am Rande der Altstadt ist nur mittwochs. Kein anderer Lebensmittelmarkt in der Nähe der Altstadt. Hätten wir besser nicht gewartet mit dem Käseeinkauf! Frauchen war frustriert. Loslassen fällt ihr immer schwer.
Wenigstens gab es einen Flohmarkt, aber der war nicht der Hit. Immerhin gab es noch an einem Stand ein paar Pasteten für das Abendessen. (Offenbar nicht gebraucht, sondern frisch!)

So gegen Mittag schauten wir uns ein Viertel hinter dem Münster an und Herrchen (wer sonst?) brachte dann das Mittagessen ins Spiel. An einem netten Platz mit mehreren Restaurants ergatterten wir draußen den letzten Tisch für ein schnelles Mittagessen bei 15 Grad. Als sie nach intensiven Beschaffungsmaßnahmen zwei Felle für den Hintern ergattert hatten, waren sie zufrieden. Auch die unfreundliche und lahmarschige Kellerin hat ihnen noch nicht die Laune verdorben. Da ihnen klar war, dass nach der typischen Elsässer Schlachtplatte der Tag gelaufen wäre, haben sie einen typischen Flammkuchen und einen typischen (?) Matjes bestellt. Der lauwarme Weißwein kam einigermaßen schnell.
Aber dann ging das Warten los, vor allem für Herrchen eine harte Zeit, der ja bekanntlich schnell unterzuckert.
Lediglich mein Mittagessen, von Frauchen serviert, kam recht pünktlich und mir macht es auch nichts aus, im Schatten zu sitzen. Die beiden bekamen aber schon etwas weiße Nasenspitzen. Ich habe mich dann mit einer Kralle in einem Lochblech verhakt und da war ich dann auch restlos bedient und habe nur noch gezittert. Und wenn ich restlos bedient bin, ist es Frauchen automatisch auch.

Gegen 14.40 Uhr kam dann nach über einer Stunde endlich das Mittagessen, in überschaubaren Portionen, bestehend aus einem sehr durchschnittlichen, nicht übertrieben großen Flammkuchen mit extra viel halbrohen Zwiebeln (die Frauchen nicht verträgt) und einen kleinen Matjes mit undefinierbarer Soße und nicht ganz garen Kartoffeln. (Davon haben sie mir was abgegeben…) Die (um mal einen modernen Ausdruck zu verwenden) Performance dieses Restaurants (einschließlich der Toiletten) war so konsequent und stimmig schlecht, dass Herrchen das erste Mal seit vielen Jahren kein Trinkgeld gegeben hat.


Froh, der Kälte entkommen zu sein, liefen wir los durch das schöne für uns unbekannte Viertel. In einem malerischen Hinterhof fanden wir eine Ausstellung vieler Künstler in mehreren Räumen. Überall wurde ich hereingebeten und ausgiebig gekrault.

Herrchen sagte dann, er sei immer noch unterzuckert und brauche jetzt unbedingt noch etwas Süßes. Frauchen meinte, sie wäre auch noch nicht satt und ein Stück Kuchen wäre nicht schlecht. Das erwies sich als überambitioniertes Vorhaben. Kaum waren wir losgelaufen, stellten wir fest, dass Strasbourg an einem sonnigen Samstag eine absolute Touristenhölle sein kann. Massen von Menschen auf den Straßen, überfüllte Restaurants, kaum ein Durchkommen auf dem Münsterplatz und eine endlos lange Schlange vor dem Eingang mit Blockabfertigung. Gut, dass wir das Münster von innen schon kennen.
Herrchen hat dann tatsächlich direkt neben dem Münster die „Maison Kammerzell“ entdeckt, ein Restaurant/Bar in einem alten Fachwerkhaus, wo noch Tische frei waren. Da wollten wir unser Glück versuchen. Herrchen ist erst einmal hineingegangen und hat dann gesagt, dass sei wohl der örtliche Schickimicki-Tempel. Angemessenes Ambiente für Prinzessin Sally.
Wir bekamen einen Tisch und sahen uns um. Überall Fotos von prominenten Gästen, unter anderem die Eheleute Macron, Gerard Depardieu und König Felipe von Spanien mit einer Frau, von der wir hoffen das es seine Ehefrau war.
Herrchen hat ihn in den ersten Sekunden für Präsident Assad von Syrien gehalten, ein übles Fauxpas, aber wir verschweigen nichts.
Obwohl nicht viel los war, ließ man uns erst mal wieder warten, offenbar um deutlich zu machen, dass unsere Bedienung keine besondere Priorität hatte. (Drei Gäste und nur eine angemessen gekleidet…Ich sage nur: Kamelhaarmantel!)
Irgendwann bequemte sich die Kellnerin und kam an unserem Tisch. Herrchen bestellte dann in seinem perfekten 20-Worte-Französisch für sich eine heiße Schokolade. Die letzte Silbe war noch nicht verklungen, da drehte sich die schlechtgelaunte Kellnerin auf dem Absatz um und wollte Richtung Theke abhauen. Herrchen rief sie zurück und machte ihr deutlich, dass auch seine Gattin den Wunsch verspüre, ein Getränk zu sich zu nehmen. Durch Erfahrung gewitzt, schloß er ohne Punkt und Komma nahtlos die Frage an, ob es auch Kuchen gäbe. Dies wurde barsch verneint. Genervte Blicke und Gesten, kein Angebot der reichlich vorhandenen Desserts. Dann ist sie einfach wieder abgerauscht.
Kurze Blicke zwischen Frauchen, Herrchen und mir. Zwei Gastronomiepleiten in zwei Stunden sind einfach zu viel. Herrchen ist zur Theke gegangen und hat abbestellt, in englisch, da kann er besser unfreundlich sein. Wir sind dann rausgerauscht.
Also, unsere zweite Negativempfehlung für Strasbourg ist die Maison Kammerzell!



Damit war allerdings das Kuchenproblem noch nicht gelöst. Nächster Versuch: In einer Außengastronomie wurde am Rand ein Tisch frei. Als wir uns gerade setzen wollten, kam die Kellnerin und sagte, dieser Tisch werde jetzt aufgelöst. Sie klappte ihn zusammen und weg war er. Wir könnten uns ja einen anderen suchen, obwohl erkennbar alles rappelvoll war!

Die Suche ging weiter. Am Rande der Altstadt fanden wir tatsächlich ein kleines Café, wo noch ein Tisch frei war. Da war allerdings der Kuchen ausverkauft. Da hatten wir ziemlich den Kaffee auf.
Letzter Versuch: das Museumscafe ein Stück weiter. Mit Google Maps fanden wir den versteckten Zugang. Der war allerdings mit einem dicken verschlossenen Gittertor verrammelt. Schild: Falls das Tor zu sei, sollte man durch das Museum gehen. Wie wunderbar, mein erstes großes Museum!
Zu früh gefreut. Kein Zutritt für Hunde! Aber dann sagte die nette Dame an der Kasse, sie würde im Café anrufen und dann käme jemand herunter und würde das große Gittertor öffnen. Wir wieder zum anderen Ende des Museums.
Nach fünf Minuten sagte Frauchen, dass funktioniere doch sowieso nicht. Wir wollten gerade gehen, da kam tatsächlich eine kleine Kellnerin und machte das große Gittertor auf. Durch den Hintereingang ab ins Café. Und so kamen wir voller Dankbarkeit doch noch zu unserem leckeren Kuchen, Blaubeere und Birne -Nuss und so große Stücke, dass hinterher die Hälfte des Abendessens gestrichen wurde.

Als wir dann gehen wollten, habe ich ja doch noch gehofft, inkognito durchs Museum laufen zu können, aber wir wurden durch eine Abstellkammer zu einem Lastenaufzug geführt, der uns zu einem verschwiegenden Nebenausgang brachte.
Voll mit Kuchen und sehr ambivalenten Eindrücken liefen wir langsam zurück zum Campingplatz. So endete ein schöner sonniger Tag in Strasbourg…

Es grüßen Euch

Eure Sally und die Hungerhaken

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