Sally in Hamburg

Moin Zusammen, 
 
wieder mal bei den Fischköppen…
Frauchen arbeitet mal wieder in Hamburg und Herrchen und ich haben das Damenprogramm absolviert.
Da wir die Hauptattraktionen schon früher abgeklappert haben, hat Herrchen gesagt, dass er sich gerne mal Schnöseldorf anschauen will. Wie ich inzwischen erfahren habe, heißt es in Wirklichkeit Pöseldorf. Jedenfalls nennen es die Einwohner so.
Wir sind also um die Außenalster herumgelaufen und ich muss sagen, da gibt es wirklich ein paar schicke Buden. Mir würde es da schon gefallen. Blick auf die Alster, jeden Morgen eine Runde schwimmen und jeden Morgen ein paar Schluck Alsterwasser trinken. Herrchen sagt, Alsterwasser ist was mit Alkohol. Aber das ist Quatsch, ich habe es ja selbst probiert.
Vielleicht könnt Ihr euch noch erinnern, wie sie sich damals an der Loire so geziert haben und ich nicht in das Chateau d’Amboise einziehen durfte. Ich glaube, dass man in Schnöseldorf schon drei Preisklassen tiefer was Schickes kriegen kann. Aber Herrchen ist nicht darauf eingegangen.
Und dann stand Herrchen vor diesem Modeladen und ich habe an seinen hochgezogenen Augenbrauen gesehen, dass er 2900 € für einen Herbstmantel für übertrieben hält. Gut, er war nicht so schick wie meiner, aber ich habe mich dann doch gefragt, ob wir vielleicht arm sind.
Sie reisen durch die Welt und verprassen das ganze Geld und eines Tages steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür und pfändet den Hund. Also mich!!!
Und womöglich müsste ich dann arbeiten, Trüffel suchen oder so einen Quatsch. Ich habe dann ganz schnell an was anderes gedacht. 


Auf dem Rückweg sind wir an einer Beautyklinik vorbeigekommen. Herrchen meinte, da könnte ich mir vielleicht etwas Fett absaugen lassen. Also, ich finde, bei mir ist alles an der richtigen Stelle. Da soll er sich mal an die eigene Hüfte packen. Ich weiß ja nicht, was der im Spiegel sieht, aber seit der Feigling wegen Corona nicht mehr in die Muckibude geht, sehe ich einen beginnenden Schwimmgürtel.
Wir sind dann, Bewegung ist gesund, weiter in die Innenstadt gelaufen, und man muss schon sagen, Hamburg ist wirklich schön, und man sieht auch, dass dort ’ne Menge Kohle rumläuft. Nur das es bei den reichen Schnöseln nicht so viel zu lachen gibt wie in Zürich. 
Wir haben dann ein bisschen gechilled und abends sind wir mit Frauchen zu den Landungsbrücken gelaufen. Ich hatte ja gehofft, ein paar alte Seebären mit Hakenarm und Augenklappe zu treffen, aber da war nur so ein Typ mit Pfeife und Papagei.
In der Werft gegenüber lag ein Kreuzfahrtschiff, dass erst vor wenigen Jahren bei Blohm & Voss überholt worden ist, sagt Wikipedia…
Also diesmal wahrscheinlich nur Inspektion, Ölwechsel und Winterreifen.
Am nächsten Tag dann das absolute Kontrastprogramm. Frauchen hatte endlich frei. Als erstes die Hamburger Kunsthalle. Mit anderen Worten: Drei Stunden Tiefgarage! 


Danach haben wir uns den Klassenkampf von der anderen Seite angeguckt. Schanzenviertel! Ihr seht mich vor der Roten Flora. Ich sage nur: Venceremos! 
An dieser Stelle sagt Herrchen, ich hätte auch schon so einen Zottelbart wie Che Guevara. Und der käme nächste Woche ab, zusammen mit dem schicken kamelhaarfarbenen Herbstmantel, mit dem ich Arbeiterverräterin durch Pöseldorf stolziert sei. Da ist mein revolutionärer Elan ziemlich jäh erloschen und der Tag war für mich schon fast gelaufen. 
 
 
Ach ja, eins noch: Frauchen hat dann im Park einen „Gassi- Beutel “ gezogen, auf dem eine detaillierte Bedienungsanleitung aufgedruckt ist. Herrchen sagt, er ist total froh, dass ihm das endlich jemand in der richtigen Reihenfolge erklärt und er wird es auswendig lernen. 
Nur eins, sagt er, wird er definitiv anders machen. Dass er den Beutel am Schluss zusammenfaltet und in die Brieftasche steckt, da könnten sie lange drauf warten.
Es stand da auch noch drauf, dass der Beutel nur in der Freien und Hansestadt Hamburg verwendet werden darf. 
Frauchen hat aber mehr Beutel mitgenommen, als ich in Hamburg noch kacken kann. Es ist also zu befürchten, dass sie diese Beutel außerhalb von Hamburg illegal verwenden. Aber Herrchen sagt, dass ist nur, damit sie die Bedienungsanleitung immer zur Hand haben.
Ich werde das genau im Auge behalten. 
 
Bleibt sauber 
Sally und die Beuteltiere
 
P.S. Heute gab es auch eine Sturmflutwarnung für Hamburg. Wir haben Frauchen kaum aus dem Hotel rausgekriegt, weil sie ihre Taucherbrille nicht dabei hatte. War aber nur ein bisschen Land unter an den Landungsbrücken. 
 
 
 
 
 
 

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